Donnerstag, 14. Juni 2012

Wenn Gott sich nicht verständlich ausdrückt.




Wir sind eben nicht die Krone der Schöpfung, sondern die Neandertaler von morgen!
Die Evolutionstheorie führt zu der Erkenntnis, dass wir Menschen eine ungeplante, vorübergehende Randerscheinung in einem sinnleeren Universum sind. Die religiöse Vorstellung, dass das ganze Universum für uns mühsam aufrecht gehende Primaten erschaffen wurde, lässt sich nur als Ausdruck eines kolossalen Grössenwahns bezeichnen. Alles deutet doch darauf hin, dass es nicht so war, dass «Gott» den Menschen nach seinem Ebenbilde erschuf, sondern dass wir uns unsere Götter nach unseren Ebenbildern erschaffen haben. Schon vor 2500 Jahren fiel Xenophanes auf: Völker mit dunkler Hautfarbe hatten dunkelhäutige Götter, die Götter hellhäutiger Völker waren hellhäutig.

Bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit betonen Pfaffen, Journalisten und Politiker, unsere Demokratie beruhe auf Christlichen Werten.

Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit - das sind die Grundwerte der CDU, die sich aus dem christlichen Menschenbild ableiten. Sie sind auch Richtschnur meines Handelns.
(Angela Merkel in „Meine Überzeugungen“)

Die Erfurter CDU-Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht formuliert es noch ausführlicher.

Im Thüringer Landtag fänden regelmäßig überkonfessionelle Andachten statt. "Wer morgens zusammen betet, der geht auch im Laufe des Tages besser miteinander um", hat Lieberknecht erfahren.
Vom christlichen Menschenbild leitet sie nach eigenem Bekunden politische Prinzipien wie Nachhaltigkeit, Generationengerechtigkeit und das Subsidiaritätsprinzip, das dem Einzelnen wann immer möglich die Entfaltung seiner Eigenverantwortung einräumen will, ab.
[…]  "Ich bete morgens und abends, und manchmal auch zwischendurch auf einer Autofahrt", sagte sie. "Manchmal bete ich, dass ich die richtige Entscheidung treffe. Ich bete einfach, weil es ein Stück weit entlastet."

Es erstaunt mich immer wieder wie locker Spitzenpolitiker diese Aussagen raushauen. 
Natürlich dürfen sie so gläubig sein, wie sie wollen, aber was sie über das „christliche Menschenbild“ behaupten, daß es sogar unsere heutigen Werte des Grundgesetzes generiert hätte, ist eine faustdicke Lüge. 
Das diametrale Gegenteil ist der Fall.

Das Neue Testament, also die Lehren Jesu, auf die sich alle so gerne beziehen (vom Alten Testament will ich gar nicht erst reden) ist grob grundgesetzwidrig. 
Jesus wollte die Ungleichheit der Menschen. 
Sklaverei hielt er für eine gute Sache. Sklaven sollten ihren Herren gehorchen.
Frauen wurde bedeutet in der Gemeinde zu schweigen und zu tun was ihr Mann von ihnen verlangte.

Säkularisten, Linke, Konfessionslose und Aufklärer kämpften nachhaltig, konsequent und mutig für all die Werte, die von der organisierten Christenheit vehement abgelehnt wurden:

Menschenrechte, Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit, Pressefreiheit, Rechtsstaat, Frauenemanzipation, Aufhebung der Sklaverei, Folterverbot, Abschaffung der Todesstrafe, Freiheit der Kunst, Abschaffung der Prügelstrafe, Schwulenrechte, Tierrechte, Aufhebung des Verbots gemischtrassiger Ehen, Aufhebung des Verbots gemischtkonfessionellen Ehen, gleiches Wahlrecht für alle, Selbstbestimmungsrecht der Frauen, etc.
 Teilweise blockieren Merkels und Lieberknechts Christen immer noch die Freiheit; zum Beispiel bei dem selbstbestimmten Tod, der Patientenverfügung, der PID, dem Adoptionsrecht für Homosexuelle, etc.

Christen sind ein einziger Bremsklotz für den Humanismus, für das Wohl der Menschen insgesamt.

Wieso gelingt es also den professionellen Religioten immer wieder das Gegenteil zu behaupten, ohne rot zu werden?
Ein Grund ist der miserable Bildungsstand des Volkes und zweitens kann man sich den lieben Gott so schön zurechtbasteln, wie man ihn gerne hätte.

Er ist nur ein Produkt der Phantasie und somit flexibel.
Ich will nicht ausschließend, daß man diesen Skydaddy auch mal für einen fortschrittlichen Kurs einsetzen kann.
Der Blick auf die Geschichte zeigt aber, daß das Gedankenkonstrukt „Gott“ in der Regel als Herrschaftsinstrument zur Unterdrückung verwendet wurde. 
Mit Gott läßt sich am leichtesten ein „wir sind besser als die“-Gefühl erzeugen, welches wiederum die Grundvoraussetzung für Intoleranz und Aggressionen ist. 
Werden „die anderen“ als minderwertig betrachtet (weil „gottlos“), kann man sie umso einfacher drangsalieren, überfallen, versklaven oder töten.

Im Namen der Religion wurden in der Weltgeschichte 16.000 bewaffnete Konflikte angezettelt.
Und auch heute ist der furchtbare Schoß noch fruchtbar. 
Mit Religion fliegt man in Hochhäuser und begeht Rache-Attentate.

Mit Religion im Gepäck erlangt man auch im kleinen Kreise Macht und Ansehen. 
Nur auf diese Weise konnten sich päderastische Sadisten myriadenfach das Vertrauen von Eltern erschleichen und anschließend deren Kinder vergewaltigen.

Selbst die notorisch euphemistischen US-Bischöfe räumten soeben in einem Zwischenbericht 1.500 sexuelle Übergriffe auf Kinder PRO JAHR ein:

Im Umgang mit dem Skandal und der Hilfe für Opfer habe es eine "beachtliche Verbesserung" gegeben, hieß es in einem internen Report, aus dem US-Medien am Donnerstag zitierten. Das Papier halte aber auch fest, es sei "noch viel Arbeit zu tun". Die Bilanz der 2002 verabschiedeten "Charta von Dallas" war Thema während der derzeit in Atlanta tagenden Vollversammlung der US-Bischofskonferenz.  Wie Medien unter Berufung auf den Report berichteten, erhoben in den vergangenen zehn Jahren mehr als 15.000 Personen Vorwürfe sexuellen Missbrauchs gegen Kirchenmitarbeiter. Bis 2004 seien 4.392 Kleriker sexueller Vergehen beschuldigt worden; seitdem seien 1.723 hinzugekommen.

Möglich machte es eine vollkommen diffuse Moral, welche Mord und Kinderficken über Jahrhunderte für nicht weiter tragisch hielt, aber Scheidung, uneheliche Kinder und Abweichungen von bestimmten Liturgie-Formen zu unverzeihlichen Todsünden erklärte.

Selbst Profi-Religioten sind bisweilen von der eigenen Moral, die sie zu vertreten haben verwirrt.

Der Katholiban-Pfarrer Konrad Irslinger wagt das Ungeheuerliche und fordert seine Kirche gemeinsam mit knapp 200 Mitbrüdern dazu auf Geschiedene zum Abendmahl zuzulassen.

Sapperlot! Ratzi und Zolli haute das vor Schreck fast das Gebiss aus dem Mund.

SPIEGEL ONLINE: Erzbischof Robert Zollitsch hat in einem Brief Sie und alle Unterzeichner der Freiburger Erklärung zum Gehorsam aufgerufen. Werden Sie wieder gehorchen?
Pfarrer Irslinger: Das Wort Gehorsam ist ein schwieriges Wort. Aber unabhängig vom Gehorsam gegenüber dem Bischof gibt es auch einen Gehorsam gegenüber dem Evangelium.
[…] SPIEGEL ONLINE: Papst Benedikt XVI. sagte kürzlich, die Kirche habe keine Patentrezepte für das Problem der wiederverheirateten Geschiedenen.
Irslinger: Der römische Gedanke ist folgender: Die Ehe ist ein Sakrament und damit unauflöslich. Will jemand eine zweite Ehe schließen, dann zerbricht diese Bindung in der Realität. Aber das Sakrament der Ehe kann man nach Ansicht der Kirche nicht zerbrechen, weil sie unauflöslich ist. Das heißt, er oder sie geht eine neue Beziehung ein und lebt damit in Sünde. Ausnahme: Wenn Sie versprechen, dass die neue Ehe sexuell enthaltsam, das heißt ohne Kinder, bleibt. Nur das erlaubt das Kirchenrecht. Dann lebt man nicht in Sünde.
SPIEGEL ONLINE: Nun kann ja jedem Sünder vergeben werden...
Irslinger: Das ist das Schwierige. Sogar für Mord gibt es Absolution. Eine zweite Ehe kann dagegen nicht bereut und nicht vergeben werden, das ist unlösbar. Wiederverheiratete Katholiken leben so bis an ihr Lebensende in Sünde und wir Pfarrer sollen ihnen alle Sakramente verwehren.

Wie kommt es, daß zwei Milliarden Christen und eine Milliarde Muslime so vehement dafür eintreten was ihr Gott ihnen befiehlt, aber gleichzeitig so eine Unklarheit darüber besteht was das eigentlich ist, das Gott von ihnen verlangt?

Nun, auch dazu lohnt es sich bei Michael Schmidt-Salomon nachzuschlagen:

Jahwe, Allah und Gott hatten alle extrem beschissene PR-Berater. So wurde ihre Botschaft derart missverständlich, daß am Ende gar keiner mehr sicher weiß, was sie wollen.

„Pikanterweise liegen die Urheberrechte für diesen verworrenen Text nach islamischem Glauben bei Allah selbst, der „im Himmel“ (wo immer der auch sein mag, die frühen Muslime wussten noch nichts vom unendlichen Universum) die Urschrift des Korans beherbergen soll. In seiner grenzenlosen Barmherzigkeit, so heißt es, wollte Allah den Text des Korans seinen irdischen Geschöpfen kundtun. Dazu hätte es natürlich direkte Wege gegeben, Gott hätte als allmächtiges Wesen seine Gebote mit donnernder Stimme weltweit verkünden oder in unauslöschlichen Lettern in die Kaaba ritzen können.
Doch aus unerfindlichen Gründen (der muslimische Allah muss einen ähnlich schlechten PR-Berater haben wie der jüdische Jahwe oder die christliche Dreifaltigkeit Gottvater/Sohn/Heiliger Geist) zog er es vor, seinen Engel Gabriel zu entsenden, um eine Kopie des himmlischen Urtextes im Herzen eines 4o-jährigen Mannes namens Mohammed anzulegen, der im Jahr 610 eine Art „Midlife-Crisis“ durchmachte und sich in die Einöde des Berges Hira zurückgezogen hatte. Gabriel offenbarte sich Mohammed im Schlaf, was wohl jeden vernünftigen Menschen stutzig gemacht hätte, nicht jedoch unseren Propheten: Überzeugt davon, der „Gesandte Gottes“ zu sein, stieg er vom Berg herab und sammelte erste Anhänger um sich.“
[…] Das eine Mal berichtet Mohammed, in Begleitung Gabriels mit einer Leiter von der Kaaba in den Himmel aufgestiegen zu sein.
Ein anderes Mal fliegt er mit al-Buraq, einem weißen, pferdeähnlichen Reittier mit Flügeln und menschlichem Gesicht, gen Jerusalem, wo er mit Abraham, Moses und Jesus betet. Selbst dem Allmächtigen darf Mohammed auf seiner Himmelsreise begegnen. Dank der Unterstützung des Moses gelingt es ihm sogar, Allahs ursprüngliches Gebot von 5o Gebeten pro Tag (!) auf läppische fünf Gebete herunterzuhandeln. (Offenbar geht es im Himmel zu wie auf einem orientalischen Basar, nicht auszudenken, wenn Mohammed weniger Verhandlungsgeschick gezeigt hätte: Die Muslime kämen heute aus dem Beten gar nicht mehr heraus!)
(„Keine Macht den Doofen!“, Piper 2012, s. 38)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Feedback an Tammox