Mittwoch, 1. August 2012

Impudenz des Monats Juli 2012.




Und schon wieder einmal zeigt der Kalender eine „1“ - hohe Zeit für mich den Blödmann des Monats zu küren.

Der Juli war ein äußerst ergiebiger Monat des Irrsinns.

 Die R-Fraktion drehte am exzessivsten am Rad.
Romney, Rösler, Ratzinger, Rüstungslobby und *Ruckerberg.

Die Polterei des Obama-Herausforderers war schon Gegenstand mehrerer Postings.

In schriller Tonart und mit verbalem Ungeschick hat sich der republikanische Kandidat auf seiner außenpolitischen Jungfernfahrt mehr geschadet als genutzt - und in der nüchternen Substanz hat er wenig Alternativen zum Kurs von Barack Obama zu bieten.  Die amerikanischen Sender widmeten Romneys Reise viel Zeit. Aber sie zeigten einen Aspiranten, der auf der Route von London über Jerusalem nach Danzig und Warschau wiederholt stolperte. Das verheerende Echo auf seine Kritik an Londons 'beunruhigend' miserabler Organisation der Olympischen Spiele schallte laut nach Amerika zurück. […] Und die Häme, mit der die Sun auf ihrer ersten Seite Romneys Geschick auf fremdem Parkett kommentierte, liefert Rohmaterial für künftige Attacken der Obama-Kampagne: 'Mitt the Twit' (Mitt, der Trottel) titelte das Boulevardblatt. Unter derselben Überschrift organisiert sich nun bei Facebook eine Schar satirischer Romney-Gegner.
(Christian Wernicke, SZ, 01.08.12)


Rösler packt aber beständig eine Schippe drauf

Gestern wurde bekannt, daß Röslers Ministerium mit einem dreistelligen Millionenaufwand „Verkaufsseminare“ für Ärzte fördert, damit sie ihren Patienten außer der medizinischen Versorgung noch allerlei anderes andrehen können. 
Ein Triumpf der Mediziner-Lobby.

Dass der Bundeswirtschaftsminister Verkaufsseminare für Ärzte fördert, ist ein Skandal. Legal, aber nicht legitim. Man braucht schon reichlich Chuzpe, wie offensichtlich Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP), hier von Wettbewerb unter Ärzten zu sprechen, von "Know-how" für kleine Betriebe - und das Ganze mit Marketing-Seminaren für Gemischtwarenhändler zu vergleichen. Diese Patientenansprache braucht das Gesundheitswesen nicht. Kein seriöser Arzt wäre lieber Verkäufer geworden.

Heute schon der nächste Lobbybeglückungsschlag des FDP-Chefs.

In den Zeiten der knappen Haushalte und Bildungsmisere schenkt Klientel-Knecht Rösler der Schwerindustrie-Lobby gute zwei Milliarden Euro.

Tausende Konzerne zahlen bis zum Jahr 2022 kaum Ökosteuer.
 […] Die deutsche Schwerindustrie erhält auch in Zukunft Ermäßigungen bei der Ökosteuer. Das Bundeskabinett verabschiedete am Mittwoch eine entsprechende Neuregelung. Danach bleiben vor allem besonders energieintensive Unternehmen von einem Großteil der Steuer verschont. […] Laut Subventionsbericht der Bundesregierung handelt es sich um die viertgrößte Steuervergünstigung, in diesem Jahr verzichtet der Bund dafür auf etwa 2,1 Milliarden Euro. […] Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sprach von "knallharter Klientelpolitik". Die Ausnahmen setzten falsche Marktsignale und verhinderten so Innovationen, sagte BUND-Chef Hubert Weiger.

Oder die Rüstungslobby.
Die katholischste aller katholischen Ministerinnen, Annette Schavan, findet unterdessen immer noch keine Zeit sich endlich mal um ein sinnigeres Bildungssystem zu kümmern, welches die Fachkräfte hervorbringt, die auch benötigt werden, statt durch Herdprämie für Bildungsferne zu sorgen.
 Fachkräfte werden ob der systematisch gewollten Verblödung der Deutschen nun durch Schavan massiv aus Südeuropa importiert.

Es ist aber nicht so, daß das Schavan’sche Forschungsministerium ganz untätig wäre. 
Nein, Merkels Vize kümmert sich um den einen, den einzigen Aspekt, dem sich die ganze Bundesregierung mit Verve widmet:
Die Welt und ihre Krisengebiete mit deutschen Waffen zu überschwemmen. 
Hunderte Millionen zahlt Schavan an Rüstungskonzerne.

Das Haus unterstützt auch zahlreiche Rüstungskonzerne mit Millionen - das geht aus einem aktuellen Katalog hervor, der laufende und abgeschlossen Förderprojekte beschreibt. Mittel aus dem Haushalt des BMBF haben unter anderem namhafte Branchenvertreter wie Diehl Defence, Thales Defence oder Rheinmetall Defence erhalten. Allein Cassidian, die Rüstungssparte des EADS-Konzerns, bekommt zur Zeit in sieben Projekten rund vier Millionen Euro aus dem Forschungsetat.  […] Annette Schavan hilft nun der hiesigen Rüstungsindustrie, dieses Geschäftsfeld weiter zu erschließen. Im Rahmen des Programms "Forschung für die zivile Sicherheit" hat das Ministerium in den vergangenen fünf Jahren insgesamt 279 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, Anfang des Jahres wurde das Programm verlängert.

Offensichtlich hat man mich nachts doch in einen Idiocracy-Film gebeamt.

Normal ist das doch alles nicht.

Die meisten Postings habe ich im Juli aber demjenigen gewidmet, der jetzt auch tatsächlich als Impudenz des Monats ausgezeichnet wird:

Volker Beck.

Bei Beck handelt es sich um einen ehemaligen LGBT-Aktivisten, der sich inzwischen mit der Bibel in der Hand an das Rednerpult des Bundestages stellt und aus dem Alten Testament zitiert.

Damit will er eine Folterpraxis, der jährlich tausende Jungs zum Opfer fallen, in Gesetzesform gießen. 
Die Perversion legitimieren.

Infant circumcision causes 100 deaths each year in US.
A new study published yesterday in Thymos: Journal of Boyhood Studies estimates that more than 100 baby boys die from circumcision complications each year, including from anesthesia reaction, stroke, hemorrhage, and infection. Because infant circumcision is elective, all of these deaths are avoidable.
The International Coalition for Genital Integrity applauds that, for the first time, a rational attempt has been made to estimate the scale of the problem, and is simultaneously appalled by how many baby boys needlessly die each year in the United States.

Der Idiot des Monats sieht es so:

Eine Beschneidung […] hat praktisch keine beeinträchtigenden […] Folgen.

Beck, der Vorreiter der Kinderquäler vergreift sich extrem in Ton und wird gegenüber Kritikern im direkten Gespräch unverschämt.

Bei jeder Gelegenheit beklagt er sich über die Stimmen der Vernunft, die es wagen ihm, dem Religionsversteher (und Kinderqual-Förderer) zu widersprechen.

Beck: Viele aus der jüdischen Community haben sich bei mir bedankt. Aber die überwiegende Reaktion im Internet ist massiv ablehnend bis hasserfüllt. Ich erschrecke mich da oft. Es zeigt sich ein tiefes Unverständnis von Religion als Phänomen. Da spürt man oft eine tiefe Verletzung durch Religion. Da wird die Ausübung von Religion immer schon als übergriffig erlebt, als politischer Anspruch, wieder das ganze Leben aller bestimmen zu wollen. Man merkt: Auch die Weltanschauung des Atheismus kann fundamentalistische Züge annehmen.

Beck: Ist es nicht auch im Sinne des Kindeswohls, dass es aufwachsen kann als jüdisches oder muslimisches Kind, weil im jüdischen Glauben ist eben vorgeschrieben als erstes Gebot, das von Gott in der Bibel zitiert ist, der Beschneidungsbefehl, und der begründete damals den Bund Gottes mit Abraham. Darüber kann man als Befund nicht hinweggehen und das muss man auf jeden Fall einbeziehen, wenn man eine Grundrechtsabwägung trifft.

Bei Beck war die Fallhöhe einfach am höchsten.

Von Rösler, Schavan, Romney und Ratzi ist man hingegen schon lange gewohnt, daß sie jeweils das Schlimmste tun.

 NACHTRAG:


*Kaum zu glauben, aber wahr:  
Mein Facebook-Account wurde heute Morgen gelöscht. 
Wegen der besonderen Schwere des Regelverstoßes sogar unverzüglich und ohne Warnung.

Daher habe ich nicht die Möglichkeit meinen Account mit hunderten Kontakten und Dutzenden politischen Gruppen, in denen ich politisch aktiv war, wieder herzustellen. 
Mein ungeheures Verbrechen: Ich benutze für meinen Account keinen Klarnamen und nur mit Klarnamen verdient die Schnüffelorganisation Facebook mit Adressenhandel und Werbung so richtig viel Geld.

Bisher sind es rund eine Milliarde Dollar im Jahr, die Multimilliardär Marc Zuckerberg durch Werbung einnimmt. 
Viel zu wenig also. 
Das muß mehr werden. Mit allen Mitteln.

Die New Yorker Musikplattform Limited Run klagt das soziale Netzwerk an, achtzig Prozent der ihm in Rechnung gestellten Werbeklicks mit Robotern generiert zu haben. Mit sechs verschiedenen Statistikinstrumenten will man beobachtet haben, dass nur ein Fünftel der von Facebook berechneten Klicks auch tatsächlich den Weg auf ihre Homepage fanden. Die restlichen Besucher seien nicht Kunden, sondern Roboter gewesen.

Wie Facebook bemerkt hat, daß ich nicht unter meinem echten Namen bei der Californischen Geldmaschine registriert war, ist nicht sehr rätselhaft.

Mit regelrechten Stasi-Methoden werden im Moment Facebook-User ausgefragt.

"Ist dies der echte Name deines Freundes?", fragt Facebook seit einigen Tagen manche Mitglieder. Das zugehörige Dialogfenster zeigt Name und Bild eines Kontakts. "Deine Antwort bleibt anonym und hat keinen Einfluss auf das Konto deines Freundes", heißt es auf Screenshots, die derzeit kursieren. Als Antwortmöglichkeiten stehen "Ja", "Nein", "Ich kenne diese Person nicht" und "Ich möchte nicht antworten" zur Auswahl.   Auf Anfrage von Süddeutsche.de bestätigt Facebook die Echtheit der Bildschirmfotos und erklärt, es handele sich um einen Test, mit dem Fake-Accounts identifiziert werden sollen. Die Auswertung erfolge anonym und diene einzig dazu, aggregierte Daten für statistische Zwecke zu erhalten.  Das Portal hat in seinen Geschäftsbedingungen festgelegt, nur den echten Namen von Nutzern zu akzeptieren.

Offenbar funktioniert das Denunziantentum. 
Schließlich bin ich aufgeflogen.

Facebook ruft seine Kunden nun zu Spitzeldiensten auf, sie sollen dem US-Konzern melden, welche ihrer Freunde sich verdächtig verhalten, weil sie Pseudonyme nutzen. Das Netzwerk will zum weltweiten Melderegister werden: echte Namen, echte Personen, alles andere ist verboten. Bei Verdacht auf falschen Namen sperrt das Netzwerk Nutzer und schaltet diese erst wieder frei, wenn sie die Kopie eines Ausweises schicken.
Dabei gibt es Menschen, die aus guten Gründen nicht mit ihrem im Pass eingetragenen Namen im Netz unterwegs sein wollen - Stalking, Angst vor Repressionen, Sorge um den Datenschutz (die soll es sogar bei manchen Facebook-Nutzern noch geben). Kritiker eines Klarnamenszwangs wie die Flickr-Gründerin Caterina Fake und die Sozialforscherin Dana Boyd argumentieren, für viele Menschen ermöglichen Pseudonyme im Web erst eine wirklich freie Nutzung.
Facebook begründet seinen Aufruf zur Denunziation so: Man wolle die "Plattform sicherer" machen, Klarnamen seien die "Grundlage" für den Austausch zwischen "echten Menschen". Sind also Stalking-Opfer und politisch Verfolgte ein Sicherheitsrisiko für Facebook?
Facebooks Vorgaben zur Veröffentlichung echter Namen und Porträts schaffen die Grundlage für ein privates Melderegister. Facebook deklariert diese Informationen generell als öffentlich, ohne Widerspruchsmöglichkeit: Name, Profilbild, Geschlecht, Angaben zu Netzwerken (Schule, Arbeitsplatz), Nutzername und Nutzerkennnummer. Diese von Facebook veröffentlichten Informationen lassen sich zum Beispiel so nutzen:
  •     Jemand fotografiert Passanten, Software ordnet jedem Gesicht den echten Namen und das Facebook-Profil zu. Solche Software entwickeln derzeit US-Forscher. In einem ersten Experiment gelang es dank der Facebook-Daten, Hunderte von Nutzern von Flirtseiten per Gesichtserkennung und Facebook-Datenabgleich zu demaskieren.
  •     Forscher des Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben schon 2009 in einer Studie gezeigt, dass sich die sexuelle Orientierung innerhalb der Plattform auf Basis der Kontakte einer Person vorhersagen lässt.
  •     Kriminelle recherchieren in öffentlich zugänglichen Facebook-Profilen persönliche Informationen über Opfer, die dabei helfen, E-Mail-Konten zu übernehmen.
Diese und diverse andere Risiken existieren, weil Facebook die echten Namen seiner Mitglieder und eine Reihe weiterer Informationen zwangsweise veröffentlicht. Meldet man sich neu bei Facebook an, ist sogar die Freundesliste standardmäßig öffentlich. Facebook liefert also nicht nur allen Interessierten Klarnamen plus Porträt, sondern auch alle privaten und beruflichen Kontakte eines Mitglieds - Facebook differenziert da nicht von sich aus. Kein Wunder, dass das die Auskunftei Schufa bei einem - nach Protesten eingestellten - Analyseverfahren Facebook-Profile auslesen.

Herr Zuckerberg muß in seinem Orwell-Imperium offenbar noch einige Säuberungen durchführen, um mit den Adressen richtig Reibach zu machen.

Bisher gibt es noch zu viel Widerstand in Europa.

Laut einer Forsa-Umfrage nutzen mehr als die Hälfte (58 Prozent) aller Facebook-Mitglieder ihren vollständigen, realen Namen. 18 Prozent verwenden Abkürzungen oder nennen nur einen Teil des Namens, 20 Prozent Spitz- oder Fantasienamen.

Da sind noch Millionen User zu eliminieren!

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