Sonntag, 14. Oktober 2012

Der Christ des Tages Nr LXIX





Unser geliebter Lieblingspapst Ratzinger ist ein Anhänger der Ökumene.
Nur eben nicht mit den gottlosen Luther-Perversen, sondern mit dem homophoben Flügel der Anglikaner und der christlichen Orthodoxie.

Die 80 Millionen Anglikaner haben ein echtes Problem. Die eine Hälfte lebt in England und denkt einen Tick liberaler als der Rest. Rowan Williams, der Erzbischof von Canterbury ist ein Quasi-Chef der anglikanischen Bischöfe; hat aber keine Weisungsbefugnis.
Daher kann er die empörten Afrikaner, die sich gegen Homo-Toleranz und Frauenordination wehren schlecht in Schach halten. Ein Schisma kündigt sich an.
Ob Frauen generell Bischöfinnen werden können ist bisher nicht geklärt. Die entsprechenden Mehrheiten wurden stets verfehlt. Dabei gibt es schon 14 (von 38) Provinzen, die Frauen theoretisch erlauben Bischof zu werden.
Bei der Frage, ob Schwulen und Lesben geistliche Ämter übernehmen dürfen, ist das Tischtuch erst recht durschnitten. Konservative Anglikaner sind kurz vorm Herzinfarkt und genau hier setzt Ratzi mit seinen Ökumene-Bemühungen ein.

Er fördert massiv den Übertritt der Homophoben zum Katholizismus. 

Die Liturgie ist ohnehin ähnlich und wenn man die Weiber und Tucken los wird, ist man der Papstkirche schon sehr nah.

Benedikt XVI kann den Englischen und Amerikanischen Übertritt-Willigen einen klaren Rahmen versprechen.

Pope Benedict XVI has said gay people are not fully developed humans as they do not obey Catholic law.
The head of the Catholic Church made these claims while speaking to bishops about the French President Francois Hollande’s plans to legalize marriage equality.
During his speech at Castel Gandolfo, he reportedly said: ‘The family is threatened in many places by a defection of human nature.’
The German religious leader added: ‘Marriage and the family are institutions that must be promoted and defended from every possible misrepresentation of their true nature, since whatever is injurious to them is injurious to society itself.’
[…] In January, the Pope received criticism for saying gay marriages ‘threaten human dignity and the future of humanity itself.’

Das war eine Einladung an alle unzufriedenen Fundi-Anglikaner, denen sich die Fußnägel hochbiegen, wenn sie an die  Bischofsweihe des schwulen Gene Robinson in New Hampshire (USA) und die Wahl der lesbischen Mary Douglas Glasspool zur Bischöfin der Episkopalkirche im Bistum Los Angeles denken.

Bei der Russisch-Orthodoxen Kirche passt es noch besser. 
Die rund 100 Millionen Mitglieder hören auf den Prunk-Patriarchen Kyrill, welcher im eine-Million-Euro Maybach durch Moskau rast und eine Vorliebe für extrem teure Uhren auslebt.

Die Spitzen des Staates zeigen sich regelmäßig zu den Feiertagen beim Gottesdienst, der Klerus wurde in politische Gremien eingebunden, Patriarch Kyrill macht vor Wahlen stets klar, wen die Kirche für den richtigen Kandidaten hält, und preist die Putin-Ära als 'ein Wunder Gottes'.  […] Besonders die Jungen und die Angehörigen der Intelligenzija, […] stoßen sich heute daran, dass Würdenträger in Staat und Kirche sich in ihrem zynischen Verhältnis zur Macht immer ähnlicher werden. Selbstverständlich werden die Straßen gesperrt, wenn der Patriarch in seinem Maybach mit Begleitkolonne durch Moskau fährt, genauso wie das für den russischen Präsidenten oder Premier geschieht. […]  
Der Hang hochgestellter Kirchenmänner zu Prunk und Luxusgütern weckt bisweilen den Eindruck, als würde der Klerus jetzt nachholen, was die Oligarchen in den wilden Zeiten des Banditenkapitalismus vorgelebt haben.
 (Sueddeutsche Zeitung 27.04.12)

Der Prass- und Prunk-begeisterte Metropolit Kyrill rafft aber nicht nur Luxusgüter an sich und spannt den Staat für seine Geldgier ein, sondern er unterstützt auch euphorisch die diskriminierende Hetze gegen sexuelle Minderheiten in Russland.
 
"Moral ist entweder absolut, oder es gibt sie nicht. Wenn Sie Homosexualität rechtfertigen, warum dann nicht gleich Pädophilie?", erklärte Kyrill vor einem Jahr im Interview mit dem Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel“.
 Der neue Chef der 135 Millionen Russisch-Orthodoxen Christen begründete seinen Vergleich mit der Heiligen Schrift: "Die Bibel nennt das Sünde", so Kyrill zur Homosexualität. Der CSD Moskau sei daher lediglich "eine aufdringliche Zurschaustellung von Unzucht".
(Queer.de 02.02.2009)

Menschenrechte, Demokratie und womöglich Schwulenrechte - das mag der Russische Patriarch in Moskau genauso wenig wie Ratzinger im Vatikan.

"Sie persönlich, Wladimir Wladimirowitsch, haben eine großartige Rolle bei der Korrektur des Laufs unserer Geschichte gespielt. Ich möchte mich bei Ihnen dafür bedanken", sagte der Patriarch nach Kirchenangaben. In der Vorwoche hatte Kyrill I. orthodoxen Christen abgeraten, an der dritten großen Protestkundgebung gegen Putin in Moskau teilzunehmen. Sie sollten lieber zu Hause beten, als Sprechchöre zu rufen. 
(Kathweb 09.02.2012)

Immer mehr scharf homophobe Gesetze werden in Russland durchgesetzt.
Dies ruft - wenig überraschend - rechtsradikale Schläger auf den Plan.

Rund 20 Maskierte haben am Donnerstagabend im Zentrum von Moskau einen explizit gay- and lesbian-friendly Club überfallen und mehrere Besucher verletzt.
[….] Der Übergriff geschah im Moskauer Nachtclub 7FreeDays, wo laut einem Korrespondenten von RIA Novosti am Donnerstagabend eine Party anlässlich des internationalen Coming Out Days im Gange war. […]  
Die rund 20 Angreifer trugen medizinische Atemschutzmasken, sagte der Veranstalter der Coming-Out-Party, Andrej Obolenski, zu RIA Novosti.  Dem Internetportal Lifenews.ru zufolge waren viele der dunkel gekleideten Männer kahlgeschoren.
„Am Eingang zum Club bedrohten sie die Security-Angestellten mit einer Pistole. Dann schrien sie ‚Sie haben doch eine Showeinlage bestellt‘ und begannen, alles rundum zu verwüsten – Möbel, den Tresen, Geschirr. Viele bekamen Schrammen und schwere Prellungen ab, viele waren blutüberströmt, da auf ihren Köpfen Flaschen zerschlagen worden waren“, so Obolenski.
Wie LGBT-Aktivist Sergej Ilupin, ein Augenzeuge des Überfalls, twitterte, waren die rund 70 Partygäste hauptsächlich Frauen. „Zwanzig Dreckskerle in Masken traten Frauen mit den Füßen die Köpfe ein. Meine Freundin ist von blauen Flecken übersät, eine andere junge Frau hat einen Splitter ihrer Brille ins Auge bekommen […]“, schrieb Ilupin.

So wünschen sich das offensichtlich auch viele Führer der Russisch-Orthodoxen Kirche.
Langer Rede, kurzer Sinn:

Der Christ des Tages Nr. 69 ist der der Abt der russisch-orthodoxen 'Kirche der Niederkunft des Heiligen Geistes auf die Apostel' in Moskau, Pater Yuri I. Rybko.



Als junger Mann war Rybko Rocker und widmete sich der Musik. Bis er zu Gott fand.

A Russian Orthodox Priest Is Trying to Help Young Rockers Find God
On a Tuesday night, a dark rec hall on the outskirts of Moscow is hosting its weekly "Rock Festival." […]  
The Rev. Sergei Rybko makes his way up through the middle of the room and plops himself down in a chair 20 feet to the right of the stage. For someone who is so clearly out of his element, he doesn't get many looks from the hipsters and headbangers. They've seen him here before.
As the alternative band OffiGella finishes its set, Rybko, 49, gets up and heads to the stage. He waits in the wings while his long-haired sidekick, Yuri, introduces him as a former hippy and regular rock festival attendee. The audience of 30 in front of the stage cheers when Rybko takes the microphone and flashes the peace sign.
He keeps his talk short, keenly aware that the crowd won't put up with a long religious discourse. They've come together this night because in a way, he tells them, they're a club of lonely-hearts, like "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band." Together here, their hearts are united but, afterward, they will be all alone.
"You don't have to be alone," he says. "If you reach out to God, you will never be alone."
Another peace sign, a slight bow, and the crowd cheers as Rybko leaves the stage. A heavy metal band starts up, with a "singer" whose roar could shatter windows.

Als Gottesmann versteht er “Peace” und “rumrockern” ganz anders.

Rybko, der Vertreter der Nächstenliebe bedauerte angesichts der Nachrichten von dem Überfall auf den Moskauer Homoclub nur, daß er nicht selbst an dem Überfall teilgenommen hatte.

[Er] drückt sein Bedauern aus: "Leider bin ich Priester und darf an solchen Aktionen nicht teilnehmen." Der '(homosexuelle) Müll gehöre endlich raus aus Russland'.
[…] Kurz nach der Tat hat […] Pater Yuri I. Rybko, 'sein Bedauern' ausgedrückt. Allerdings nicht für die Opfer des feigen Anschlags, sondern darüber, dass er nicht selbst bei dem Überfall dabei gewesen ist: "Ich verstehe die Empörung des russischen Volkes. Die Heilige Schrift befiehlt, dass Homosexuelle gesteinigt werden müssen. So lange dieser Müll aus unserem Land nicht raus ist, stimme ich voll und ganz mit den Ansichten derer überein, die unsere Heimat davon befreien wollen. Wenn es der Staat nicht tun, tun es eben die Menschen", meinte der Geistliche. Der orthodoxe Glaube, die Kultur und die Zivilisation sei unvereinbar mit diesem Schlechten. Leider sei er jedoch Priester und könne sich an solchen Aktionen (den Überfällen auf LGBT-Klubs) nicht beteiligen, meinte der Vertreter Gottes laut Portal 'Orthodoxie und die Welt' in einem Interview mit der Zeitschrift 'Krestovsky Brücke'.

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