Donnerstag, 18. Oktober 2012

Der Christ des Tages - Teil LXX




Zum runden Jubiläum dieser Rubrik, des 70. Tageschristen, gibt es eine kleine Neuerung.

Der heute Gekürte ist ein Doppelchrist des Tages und wurde bereits am Samstag, den 6. Februar 2010 zum Christen des Tages - Teil XVI gewählt.

Heute bekommt Stefan Ruppert, 41, der Kirchenbeauftragte der FDP-Bundestagsfraktion die zweite Trophäe als Christendepp.
Daß er grundsätzlich für diesen Preis qualifiziert ist, bewies der liberale Religiot schon vor Jahren, als er erkannte nun werde für die FDP alles gut, man befände ich im Aufschwung

Besser geworden ist es nicht mit dem Mitglied des äußerst konservativen "Schaumburger Kreises" in der FDP.

In seinem aktuellsten Lebenszeichen, seinem persönlichen newsletter „Einblick“ verkündet der Christ des Tages - Teil XVI und LXX:
 ich kann Ihnen aus Berlin berichten, dass die Stimmung für die Liberalen deutlich besser geworden ist. Die erfolgreichen Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen haben auch bei den Kollegen aus den anderen Parteien wieder mehr Respekt für die FDP hervorgerufen. Schlüssel zum Erfolg waren neben den Spitzenkandidaten Wolfgang Kubicki und vor allem Christian Lindner die richtigen inhaltlichen Schwerpunkte. Besonders beim Thema Haushaltskonsolidierung konnte die FDP bei den Wahlen punkten.
Eine brillante und schlüssige Analyse der parteipolitischen Lage.

Das Hauptaugenmerk der Protestanten Ruppert liegt allerdings auf dem Katholikentag, von dem er Bahnbrechendes zu berichten weiß.
Seit der Reise des Papstes in seine Heimat im Herbst 2011 ist der Katholikentag in Mann­heim wohl das wichtigste medien- und öffent­lichkeitswirksame Ereignis für die katholische Kirche in Deutschland. [….] Mehr als 33.000 Teilnehmer haben die Mannheimer In­nenstadt vom 16. bis 20. Mai 2012 unsicher gemacht. Die vielen jungen Gesichter – Helfer, Ministranten, oder einfach Teilnehmer – haben bestätigt, dass Religi­on auch im Leben junger Menschen nicht bedeutungs­los ist. [….] Kardinal Woelki musste auf Fragen vom Publikum Stellung nehmen bezüglich der Akzeptanz in der Kirche von Lesben, Schwulen und Transgender, was er souverän und mit entsprechendem Einfühlungsvermögen tat. […]
Die Liberalen fehlten auch dieses Mal nicht – als Teil­nehmer an Podien, sowie als Laien und Besucher der zahlreichen Veranstaltungen dieses großen Christen­treffens. Die FDP-Bundestagsfraktion war ebenfalls präsent, sie lud auch dieses Jahr zu einem Empfang anlässlich des Katholikentages. Als Gastgeber im Na­men der liberalen Fraktion im Bundestag fungierten meine Abgeordnetenkollegen Jörg van Essen, Birgit Reinemund, Pascal Kober, Patrick Meinhardt und ich
Die rege Beteiligung von Kirchenvertretern, Lokalpo­litikern, Journalisten und einfach interessierten Men­schen hat den klaren Zuspruch, den die politische Positionierung der FDP unter Christinnen und Chris­ten erfährt, deutlich gemacht.
Diese Darstellung kann man vielleicht als religiotisches Hintergrundrauschen eines irrelevanten Abgeordneten einer sterbenden Partei einsortieren.

Das allein hätte noch nicht für eine Tagesehrung gereicht.
Aber anlässlich der gestrigen Beratungen der Bundesregierung über den seit 2011 vorliegenden Antisemitismusberichtes hat die FDP-Flitzpiepe Ruppert ihr ganzes absurdes Potential offenbart!

Er erinnerte sich an die in der Beschneidungsdebatte absolut allerdümmste Stellungnahme, nämlich die von Rudolf Taschner und machte sich die Sichtweise zu Eigen.

Rudolf Taschner, ein in Österreich anscheinend recht bekannter Mathematik-Professor und Wissenschaftsjournalist, nennt Gegner der kindlichen Genitalverstümmelung „Antisemiten reinsten Wassers“!
Hierzulande jedenfalls versucht eine sich laut gebärdende Menge fundamentalistischer Befürworter eines Verbots der Beschneidung – nennen wir sie kurz „Kulturkämpfer“, denn sie sind es – die Öffentlichkeit auf ihre Seite zu ziehen.  
 Endlich hat, so verkünden die Kulturkämpfer, ein Gericht in Köln den Mut aufgebracht, ein Urteil gegen das für die Zugehörigkeit zum Judentum fundamentale Zeichen zu fällen. Und sie preisen die Begründung des Richterspruchs als so stringent, dass nur Verstockte ihm nicht folgen könnten: Die Beschneidung sei eine Verletzung ohne jeglichen Nutzen für den Betroffenen. Sie stehe der prinzipiell zu achtenden körperlichen Unversehrtheit eines Menschen entgegen. Religiöse Gesetze seien ohne Belang. Punkt. Wobei die brutale Heftigkeit, mit der sie vernünftigen Argumenten für die Zulässigkeit der Beschneidung begegnen, atemberaubend ist.  [….] Sie vertreten deshalb so heftig und unnachgiebig ihren Standpunkt, weil sie es damit „Anhängern atavistischer Bräuche“, „verstockten Leuten, die auf uralten Mythen beharren“, „überholten und vom modernen Menschenrecht überwundenen Traditionalisten“, „Anhängern einer barbarischen Religion“ – auf Deutsch und unverhüllt: „den Juden“ – endlich, endlich, endlich einmal zeigen können: „Kommt in der Moderne an!“, rufen sie den Juden zu. „Werdet endlich normal!“
Und sie trumpfen auf, weil ihnen die Menschenrechte selbst scheinbar das Mittel in die Hand drückten, um gegen die elementare jüdische Zeremonie der Beschneidung vorgehen zu können. Und bedienen sich dabei hinterlistig des althergebrachten Opfermythos: Diesmal, so behaupten sie, sei der jüdische Säugling das Opfer. Und das Niederträchtigste in ihrer Gedankenkette: Diesmal seien sie fein raus. Denn die jüdische Gemeinde selbst, vertreten vom Beschneider mit seinem Skalpell, machte das Judenkind zum Opfer.
„Endlich, endlich, endlich haben wir sie“, frohlocken die Kulturkämpfer in ihrem Herzen, „die immer anders sein wollenden Juden.“ Endlich müssten sie ihre Sonderstellung räumen. Wie kämen sie dazu, dass viele ihr Jude-Sein auf der von ihren Vätern tradierten Religion begründen, obwohl manche unter ihnen selbst gar nicht mehr an Gott glauben, aber trotzdem die Zeremonien mit der gesamten Familie so halten wie noch vor Jahrtausenden? Dass andere wieder sich nur deshalb als Juden definieren, weil sie eine jüdische Mutter haben und – wenn männlich – natürlich beschnitten sind?
Die Kulturkämpfer sind Antisemiten reinsten Wassers.
Man weiß gar nicht wo man anfangen soll den Schwachsinn zu widerlegen, den Taschner in dem Aufsatz von sich gibt. 
Da stimmt einfach nichts. Erwähnen möchte ich nur, daß hier keineswegs ein Richterspruch „gegen die Juden“ formuliert wurde, sondern daß nur BESTEHENDES Recht auf einen muslimischen Jungen angewandt wurde.
Juden wird keinerlei Sonderstellung eingeräumt, nein, es wird nur allgemein festgestellt, daß KEINER seinem Kind Schmerzen oder gar irreparable körperliche Schäden zufügen darf.


Und zwar nicht zu knapp. Da wird einem schlecht. Und genau das dokumentiert der neueste Antisemitismusbericht.
Die daran beteiligten Wissenschaftler waren 2009 vom damaligen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) infolge eines Bundestagsbeschlusses berufen worden. Nach dem Antisemitismusbericht weist etwa jeder fünfte Deutsche antisemitische Tendenzen auf. Die Experten kritisieren in dem Bericht, dass das Vorgehen gegen den Antisemitismus weitgehend unkoordiniert sei.
Als Schwarzgelber sollte man sich nun eigentlich in die Ecke stellen und dafür schämen, daß bis heute die Anti-Rassismus und Anti-Nazi-Projekte in Deutschland vom Gesinnungs-TÜV der Familienministerin gestutzt werden, daß keine Mittel für den Kampf gegen Rechts freigegeben werden.

Der Christ des Tages  Nr. 70 hat da aber so seine eigene Sicht:
Der Religionsbeauftragte der FDP-Fraktion, Stefan Ruppert, betonte, antisemitische Töne etwa auch bei der Beschneidungsdebatte zeigten, dass in der Gesellschaft "die Sensibilität für die Identitätsstiftung der Religion" verloren gehe. Viele glaubten, Religion und Moderne stünden in einem Spannungsverhältnis. "Dem ist aber nicht so", betonte Ruppert.
Und jetzt brauche ich noch mal zwei Aspirin. 

Der Gedanke, daß solche Typen Vertreter des Volkes sind und im Parlament sitzen, macht mich depressiv.

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