Freitag, 23. November 2012

Fremde, nein Danke.



Alle Menschen sind Ausländer. Fast Überall.

Niemand sollte das besser wissen als die Deutschen, die als Reiseweltmeister den ganzen Globus auf ihrer Suche nach Exotik Allemannus abklappern.
Deutsche lieben es möglichst weit und fern weg der Heimat. Allerdings soll es da möglichst so sein, wie Zuhause. Nicht mit diesem komischen Essen, das man nicht kennt. Die Regeln müssen eingehalten werden. Und man spricht deutsch.

Die Ausländer sollen sich im Ausland genauso benehmen, wie es die Deutschen von Immigranten in Berlin, Bamberg oder Buxtehude erwarten: Assimiliert und devot.

In der Praxis kann das schon mal zu Problemen führen, denn es leben immerhin 7 Millionen „Migranten“in Deutschland. 1,7 Mio Türken, 520.000 Italiener, 470.00 Polen, 280.000 Griechen, 220.000 Kroaten und sogar über 100.000 US-Amerikaner, sowie 11.000 Israelis.

Ausländer werden hier dringend gebraucht für all die Jobs, die Deutsche nicht machen wollen. Jedem fallen dazu die 100.000en Kleinstunternehmer im kaufmännischen Bereich ein. 
Ein Kiosk oder ein kleiner Gemüseladen wirft nun mal nicht genug ab, um viel Personal einzustellen. Andererseits ist der Kiosk in meiner Straße sechs Tage von 7-19 Uhr geöffnet. Die 69-Jährige Inhaberin, Frau Robert, steht seit fast 50 Jahren gute 60 Stunden die Woche in ihrem Reich. Übernommen hatte sie den winzigen Laden Anfang der 1960er Jahre von ihrer Mutter. Daß die Tochter das Geschäft weiterführen würde, war damals klar. Frau Robert hat auch zwei Kinder, aber die haben sie nur ausgelacht, als sie einst anfragte, ob einer sich vorstellen könne den Laden zu übernehmen. 
Dieser Generationswechsel vollzieht sich seit Jahren immer wieder in meiner Straße. Hier gibt es, bzw gab es, viele solche kleinen Läden, die aber einem Deutschen von heute viel zu viel Arbeit bei zu wenig Verdient machen. Nachfolger finden sich entweder gar nicht, oder aber es sind Migranten, die offenbar nicht vor den enormen Arbeitszeiten zurück schrecken.
Es gibt so einige Berufssparten, die unter Ausschluß von Deutschen funktionieren. 
 Hotelgewerbe in Ostdeutschland zum Beispiel, oder Straßenreinigung.
Ich habe auch in Hamburger Restaurants beim Blick in die Küche noch nie nicht dunkelhäutige Menschen das Geschirr spülen sehen und keine einzige Reinigungskraft in einem Krankenhaus ist deutscher Herkunft.
Selbstverständlich könnten auch die ambulanten Pflegedienste, die heute schon 2,4 Millionen Geronten versorgen, alle sofort zumachen, wenn sie nicht auf Arbeitskräfte insbesondere aus Osteuropa zurück greifen könnten.
Oder man denke einmal an die über eine Million Freier, die JEDEN TAG in Deutschland in den Puff gehen. Die müßten sich fast alle auf Kürbis-Penetrieren umstellen, wenn nur noch Deutsche zur Verfügung stünden.
Deutsche haben sich daran gewöhnt, daß für die niederen Arbeiten jemand, wie „Opas neue Polin“ zur Verfügung steht. 
Was einst nur für das berühmte Spargelstechen galt; nämlich daß man für diese Jobs keine Deutschen findet, breitet sich in immer mehr Branchen aus.

Sie, die Fremden, rücken immer näher. 
Bedienten sie einst unter Ausschluß der Öffentlichkeit als Ungelernte in den Fabriken Fließbänder, benötigt die deutsche Wirtschaft heute Ausländer als Ingenieure, Informatiker, Allgemeinmediziner und Feinmechaniker.

Den Urnenpöbel verwirrt das genauso wie die Schwarzgelbe Regierung, die selbst beim gezielten Anwerben von Fachkräften im Ausland eher abschreckt

In ein Land ohne Willkommenskultur und der Gastfreundschaft eines Grottenolms will  niemand.
 Merkel’sche Regierungsarbeit as usual.


Insgesamt 27 (sic!) qualifizierte Kräfte sind auf diesem Weg neu nach Deutschland gekommen.
Bravo Rösler und Schavan! 
Bei 100.000 fehlenden Lehrlingen allein in diesem Jahr sind dann ja schon fast alle Probleme gelöst!

An der eigens im August eingeführten "Blue Card", die den Qualifizierten aus aller Welt den Weg nach Deutschland ebnen soll, zeigt kaum jemand Interesse.
Gerade einmal 139 Blue Cards wurden in den ersten zwei Monaten nach Zahlen des zuständigen Bundesamts für Migration und Flüchtlinge vergeben. Davon gingen 112 an Ausländer, die bereits vor 2012 nach Deutschland eingereist sind. [139 - 112 = 27 Fachkräfte - T.] Die meisten waren bereits mit einem anderen Aufenthaltstitel im Lande und wechselten lediglich in den neuen Blue Card Status.
"Der Massenansturm von Fachkräften bleibt aus", stellt Gunilla Fincke [….] fest. Nach Jahrzehnten der Abschottung hänge Deutschland nach wie vor der Ruf an, Zuwanderer seien nicht willkommen […]  "Deutschland wird als nicht so attraktiv wahrgenommen und ist auch wegen der Sprache schwierig", erklärt die Expertin.
Dabei hatte sich die Bundesregierung viel von der neuen Blue Card versprochen. Die Attraktivität des Standortes Deutschland für qualifizierte Zuwanderer werde spürbar steigen, war sich Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) im August sicher.
Bayerns Innenminister erklärte diese Woche in der ARD-Talkrunde Maischberger, daß Sinti und Roma in Deutschland unerwünscht wären.
58 Prozent der Deutschen möchten sie noch immer nicht als Nachbarn, das ergab eine repräsentative Infratest-Umfrage aus dem Jahr 2002. Stattdessen geht weithin die Sorge um, es könnten ihrer zu viele herkommen aus Ost- und Südosteuropa. […Die] Frage, ob es sich um "echte" Asylbewerber oder lediglich Wirtschaftsflüchtlinge handele, blieb natürlich auch nicht aus. Während Minister Hermann "keine asylrelevante Verfolgung" erkennen wollte und nicht ohne Genugtuung anmerkte, 99 Prozent der Anträge würden sowieso abgelehnt, äußerte die Grünen-Chefin den plausiblen Gedanken, dass doch wohl ein kausaler Zusammenhang zwischen Ausgrenzung und dem Fehlen jeder wirtschaftlichen Lebensgrundlage gebe. Bei all dem handele es sich im Übrigen um eine "populistische Missbrauchskampagne", die auch noch ausgerechnet an jenem Tag losgetreten worden sei, als die EU den Friedensnobelpreis zugesprochen bekam.
„Ausländer raus“ schreit man in wörtlicher Version immer noch nur von ganz rechts.
Aber man denkt so bis in weite Teile der Bundesregierung.

Jakob Augstein hat dazu anlässlich des Grünen Durchmarsches in Stuttgart (und BW) ein paar treffende Sätze formuliert.
Die Grünen sind für die Moderne zuständig, die CDU für das Ressentiment. Darum siegt die Öko-Partei in Stuttgart. Und die Union führt Wahlkampf auf dem Rücken von Asylbewerbern.
Die Nächte sind jetzt kalt. Aber die Berliner Polizei ist noch kälter: Sie hat den Asylbewerbern, die seit Tagen vor dem Brandenburger Tor ausharren, die Decken weggenommen. Nach Polizeiangaben verstoße der "Einsatz von Übernachtungs-Utensilien" gegen geltendes Recht. So geht eine CDU-geführte Behörde gegen die Ärmsten der Armen vor. Das passt. Gleichzeitig hat Merkels Innenminister Friedrich den Kampf gegen angeblichen Asylmissbrauch entdeckt. Er will Sinti und Roma daran hindern, nach Deutschland zu flüchten. Trotz allen Geredes von der modernisierten Union: CDU und CSU sind immer noch die Parteien des Ressentiments.
[…] Die Grüne Claudia Roth musste nicht übertreiben, als sie am Wochenende sagte: "Zur Union fällt mir Mappus ein, fallen mir Plagiate ein, fällt mir die Art und Weise ein, wie sie mit Griechenland in der Euro-Krise umgehen. Das ist alles andere als bürgerlich und anständig." Das ist das Problem der Union: Vom Plagiator Guttenberg über den Schnäppchenjäger Wulff bis zum Innenminister Friedrich, der seinen Wahlkampf auf dem Rücken von Sinti und Roma führen will, hat die Union vergessen, was sich gehört.
Und der Fisch stinkt vom Kopfe her.

Seine Eitelkeit, Bundespräsident Gauck geht mit ganz schlechtem Beispiel voran.

Die Hinterbliebenen des NSU-Terrors will Merkels Mann in Schloß Bellevue nicht sehen.
Gauck lehnt Treffen mit Hinterbliebenen ab.
Die Türkische Gemeinde hatte zum Jahrestag der NSU-Morde einen besonderen Wunsch: ein Treffen mit Bundespräsident Gauck. Doch in einem Brief aus Bellevue heißt es, man wolle von einem solchen Treffen "absehen". Die Hinterbliebenen sind verwundert und enttäuscht.
[…] Die Ombudsfrau für die Hinterbliebenen der Opfer des Neonazi-Terrors, Barbara John, zeigte sich verwundert über Gaucks Absage. "Ich finde es schade, dass ein solches Treffen mit Bundespräsident Gauck nicht zustande kommt. Mich sprechen immer wieder Hinterbliebene der Opfer an und berichten mir, wie wichtig ihnen das Treffen bei Bundespräsident Christian Wulff war", so John gegenüber dem ARD-Hauptstadtstudio. Ex-Bundespräsident Wulff hatte die Opferfamilien im November 2011 zu sich ins Schloss Bellevue geladen und sich für einen offiziellen Festakt für die Opfer der NSU-Mordserie stark gemacht.
Auch diesen Staatsakt hatte Gauck damals abgelehnt. "Von dem Vorschlag, für die Opfer der gerade bekannt gewordenen Mordserie von Neonazis einen Staatsakt zu veranstalten, halte ich nichts", sagte er damals in einem Zeitungsinterview. Ein Trauergottesdienst oder ein staatlicher Trauerakt schienen ihm nicht "die richtige Form zu sein, um Toter zu gedenken, deren Ermordung schon so lange zurückliegt".
Auch die Türkische Gemeinde in Deutschland kritisierte Gaucks Absage. "Ich hätte mir gewünscht, dass der Bundespräsident ein Zeichen gesetzt hätte", so der Vorsitzende Kenan Kolat gegenüber dem ARD-Hauptstadtstudio: "Viele Hinterbliebene der NSU-Opfer sind enttäuscht über die Aktenvernichtungen der Geheimdienste, die der NSU-Untersuchungsausschuss ans Licht gebracht hat. Der Gesprächsbedarf wäre also groß gewesen. Es wäre deshalb schön gewesen, wenn der Bundespräsident Interesse gezeigt hätte."
Tagesschau, 23.11.12)