Freitag, 3. Januar 2014

Sinnentleert



Schaltet man Ostern die Nachrichten ein, erfährt man als erstes, der Papst habe den Urbi-et-Orbi-Segen gespendet.
Eine sinnlose Meldung.
Ebenso gut könnte man darauf hinweisen, daß morgens die Sonne aufgegangen sei.

Eine Meldung wäre erst das Nichtstattfinden dieser Rituale.
Lustig war natürlich das Verwechseln der Kohl-Neujahrsansprache vom 31.12.1986.
Der eigentliche Skandal war aber nicht, daß die ARD die MAZ verwechselt hatte, sondern daß dem Wahlvolk der letzte Satz, als der bräsige Kanzler „ein erfolgreiches 1986“ wünschte, wie ein Versprecher erschien.
Die Kohl‘schen Verbalsinnlosigkeiten an sich waren so belanglos, daß sie auf jedes Jahr gepasst hätten.

Die Rederituale sind, ob man es glaubt oder nicht, inzwischen sogar noch dümmlicher und austauschbarer geworden.
Keiner wird irgendetwas davon erinnern was Merkel in einer ihrer Silvesteransprache gesagt hat und erst recht wird niemand mehr einen Gauck-Satz aus seiner Weihnachtsansprache wissen.

Das Unangenehme ist aber, daß Sprachpanscher wie die derzeitige Kanzlerin auch in ihren Ansprachen als lediglich entfernt Beteiligte daher kommen.

Ein junger Teilnehmer meines Bürgerdialogs in Heidelberg erzählte mir, dass ein Spieler aus seinem Fußballteam die Schule abbrechen wollte. Daraufhin ging er zu seinem Trainer und bat ihn, das ganze Team zusammenzurufen, damit jeder erzählen konnte, warum es gut ist, in die Schule zu gehen. Das taten sie beim nächsten Training, und das hat gewirkt. Der Mitspieler brach die Schule nicht ab.
Das ist nur eine von vielen Geschichten, die überhaupt nicht spektakulär, aber dennoch bezeichnend für unseren Zusammenhalt sind. Es sind Freunde und Nachbarn, die Initiative ergreifen oder einen Missstand beheben.

Prima. Sollen sich doch die Freunde irgendwie zusammen raufen.
Daß es aber die Bundeskanzlerin ist, die ein katastrophales Schulsystem zu verantworten hat, welches jedes Jahr 70.000 – 80.000 Jugendliche ohne Abschluß ausspuckt, oder daß inzwischen jeder zehnte Deutsche nicht lesen und schreiben kann, wird natürlich nicht erwähnt.

Solche Ansprache sind ohnehin sinnlos, aber noch sinnloser werden sie, wenn sie von den Menschen gehalten werden, die zu den ganz wenigen gehören, die etwas ändern könnten; es aber nicht tun.

Die Könige der heuchlerischen Ansprachen sind natürlich die Bischöfe.
Sie können mit beachtlichem Pathos und noch beachtlicherer Ignoranz von der Kanzel schwafeln.

Kirchen empört über Umgang mit Flüchtlingen
Bischöfe sprechen von einem Skandal und fordern mehr Solidarität mit den Asylsuchenden. Deutsche Bischöfe haben zum Jahreswechsel ein Umdenken in der europäischen Flüchtlingspolitik angemahnt. Das Flüchtlingsthema könne nicht ignoriert oder allein Einreiseländern wie Italien oder Griechenland überlassen werden, sagte der Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki. [….]
Zum Thema Flüchtlingspolitik sagte Kardinal Woelki, die langjährigen Kategorien Kriegs- oder Wirtschaftsflüchtling passten heute „ganz einfach nicht mehr genau“. Viele der Flüchtlinge hätten ihre Heimatländer verlassen, weil sie dort für sich und ihre Familien keine Zukunftschancen mehr sähen, sei es durch Armut, Krieg oder wegen sozialer und ökologischer Missstände, so der Berliner Erzbischof in seiner Predigt zum Jahresabschluss in der Sankt Hedwigs-Kathedrale. Die weltweite Flüchtlingsfrage brauche bessere Antworten „als nur schärfere Grenzkontrollen. […]   Auch Papst Franziskus sprach in seiner Silvesterpredigt über Flüchtlinge. Er appellierte an Roms Bürger, mehr Solidarität mit Armen, Flüchtlingen und anderen Notleidenden zu zeigen.

Ihr Heuchler in den schwarzen Nachthemden schämt Euch wohl gar nicht?
Empörung nützt keinem Flüchtling etwas. Davon wird kein vor Lampedua Ersoffener wieder lebendig.
Daß die Bedingungen in Afrika so beschissen sind und so viele Leute vor Hunger fliehen müssen, hängt mit Eurer perversen katholischen Vermehrungsmoral zusammen, die Kondome verdammt!
Daß in Nahen Osten und Umgebung Bürgerkrieg herrscht, der Millionen Menschen vertreibt, hat ebenfalls maßgebliche religiöse Ursachen.
Und schließlich:
Diejenigen, die sich wie Horst Seehofer am verabscheuungswürdigsten gegenüber Fremden und Flüchtlingen aufführen, sind allesamt Politiker, die das „C“ in ihrem Parteinamen wie eine Monstranz vor sich her tragen.
Diejenigen also, mit denen Ihr Bischöfe kungelt, von denen Ihr Euch bezahlen lasst, die Ihr bei jeder Gelegenheit trefft.

Der unfehlbare Papst Pius XII hatte noch direkt in Auseinandersetzungen eingegriffen, indem er die ihm unliebsame Partei pauschal exkommunizierte.
Die römisch-katholische Kirche bezieht politisch durchaus klar Position, wenn sie möchte.

Anders als Hitler und die Nazis, verdammte Pius XII Hitlers Gegner mehr als deutlich. Beispielsweise in der Enzyklika „Divini Redemptoris“ (am 19. März 1937 veröffentlicht).

Die "acta apostolicae sedis", die Gesetzessammlung des Heiligen Stuhls vom Juni 1949 machte die Exkommunikation der Kommunisten und ihrer Anhänger aktenkundig und offiziell.

Die Weisung des Vatikans lautet: Kein Katholik kann Mitglied einer kommunistischen Partei sein oder sie begünstigen. Kein Katholik darf Bücher, Zeitungen oder Zeitschriften veröffentlichen, lesen oder verbreiten, in denen die kommunistische Doktrin verkündet wird. Jeder Katholik, der die materialistische und antichristliche Lehre des Kommunismus verkündet, sie verteidigt oder gar verbreitet, verfällt als Abtrünniger des katholischen Glaubens der Exkommunikation.
(DER SPIEGEL)

Der unfehlbare Papst definiert „kommunistische Erzsünder“ als Intellektuelle und KP-Propagandisten, die automatisch exkommuniziert sind.

Mitglieder der katholischen Kirche blieben hingegen Adolf Hitler, Heinrich Himmler, Reinhard Heydrich, Rudolf Hoess, Julius Streicher, Fritz Thyssen, Klaus Barbie, Leon Degrelle, Emil Hacha, Ante Pavelic, Konrad Henlein, Pierre Laval, Franco, Mussolini, oder Josef Tiso.

Das ist die Realität der Heiligen Römisch-katholischen Kirche.
Die Befreier von Ausschwitz, die Rote Armee, wurden verdammt und exkommuniziert, aber der Lagerkommandant Rudolf Hoess, sowie der Megasadist Josef Mengele blieben Mitglieder der RKK.

Nach 1945 half der Vatikan den Massenmörder des Jüdischen Volkes der Justiz zu entkommen.

Adolf Eichmann, Alois Brunner, Dr. Josef Mengele, Franz Stangl (Kommandant der Vernichtungslager Sobibór und Treblinka), Gustav Wagner (Stangls Assistent), Klaus Barbie, Edward Roschmann („Der Schlächter von Riga“), und Aribert Heim (KZ Mauthausen) sind einige der Männer, die auf Veranlassung des Papstes durch Bischof Hudal mit Vatikanischen Papieren ausgestattet vor der alliierten Justiz nach Südamerika flüchteten.

Die überlebenden Juden, die sich nach Israel retten konnten, schätzte der Vatikan weit weniger.

Es dauerte bis 1993 - fast ein halbes Jahrhundert - bis sich der Vatikan dazu herab ließ auch nur diplomatische Beziehungen zu Jerusalem aufzunehmen.

Als es schließlich 1948 trotz vatikanischer Vetos zur Gründung des Staates Israel kam, polemisierte der "Osservatore Romano": "Der moderne Zionismus ist nicht der wahre Erbe des biblischen Israel, sondern ein weltlicher Staat ... deshalb gehören das Heilige Land und seine geheiligten Stätten der Kirche, die das wahre Israel ist."
Im Sommer 1948 schwieg Papst Pius XII. wochenlang, als arabische Artillerie Jerusalem beschoß. Aber kaum hatten Israels Truppen die Jerusalemer Neustadt besetzt, erließ er eine Enzyklika ("In multiplicibus curis"), in der er für die Internationalisierung Jerusalems eintrat, da die Sicherheit der Heiligtümer unter den Juden nicht gewährleistet sei -- ganz im Sinne des heiliggesprochenen Papstes Pius X.: "Es ist nicht angenehm, daß die Türken unsere Heiligtümer besitzen, aber die Juden in der Erlangung unserer heiligen Stätten zu begünstigen, das können wir nicht."
Im Mai 1949 wiegelte der Vatikan einige katholische Staaten gegen die Aufnahme Israels in die Uno auf, "weil das Land den vollen Internationalisierungsplan nicht durchgeführt hat". Daß auch Jordanien -- wie damals alle arabischen Staaten -- die Internationalisierung Jerusalems kategorisch ablehnte, kritisierte der Papst nicht, obwohl mehr als 90 Prozent aller heiligen Stätten Jerusalems in der Hand der Jordanier waren.
Gebete für die "treulosen Juden".
Und die Tatsache, daß die Juden die einzigen Pilger waren, die 19 Jahre lang ihre heiligen Stätten nicht besuchen konnten, überging der Vatikan mit Schweigen. Auch unter Pauls Regierung war die Kurie stets darauf bedacht, die Araber auf Kosten Israels zu hofieren. Der Staat Israel wird vom Vatikan noch immer nicht offiziell anerkannt. Als der Papst 1964 zehn Stunden in Israel weilte, vermied er für das israelische Staatsoberhaupt die Anrede "Herr Präsident".

(DER SPIEGEL 11.11.1974)

Reguläre diplomatische Beziehungen zu Russland, dem Rechtsnachfolger der Sowjetunion nahm der Vatikan erst im Dezember 2009 (sic!) auf.

Wie auch immer die Kurienkardinäle wirklich über Hitler, den Holocaust, die Juden, den Kommunismus, Russland und Deutschland denken mögen; mit den Tätern des Massenmordes an den Juden einigte sich der Vatikan ganz schnell. 1951 nahm der Vatikan diplomatische Beziehungen mit der Bundesrepublik Deutschland auf und eröffnete eine Apostolische Nuntiatur in Bad Godesberg.

Die Auschwitz-Befreier und die Opfer selbst waren weit weniger angesehen.

Also Woelki und Bergoglio – wenn Eure Worte irgendwas anderes als pure Heuchelei sein sollen, dann droht den konservativen Innenpolitikern der EU sofort die Exkommunikation an.
Mal sehen was CDU und CSU wirklich für ihr „C“ tun.
Exkommunikation ist schließlich etwas, das schon für viel kleinere Vergehen automatisch droht. Wer seine Kirchensteuern nicht mehr bezahlen möchte und daher aus der Kirche als Körperschaft austritt, wird automatisch exkommuniziert.
Das dürfte doch wohl ein Petitessen-Vergehen sein im Vergleich zur wissentlichen Inkaufnahme von tausenden toten Flüchtlingen, wie es C-Merkel und C-Friedrich durchboxen.

Keinen Deut besser ist der als vergleichsweise liberal geltende Hamburger Erzbischof Thissen, der sich auch einen schlanken Fuß machte, indem er Dinge anmahnte ohne aber einen winzigen Krümel zu liefern.

Erzbischof Thissen fordert Kampf gegen Hunger und Armut.
[…]  Thissen hat gleichzeitig die ungerechte Verteilung von Nahrungsmitteln auf der Erde verurteilt. In der Südhälfte der Erde litten rund 800 Millionen Menschen an Hunger, oft mit tödlichem Ausgang. "Das müssen wir ändern", forderte der für das entwicklungspolitische Hilfswerk Misereor zuständige Erzbischof. Zugleich sei dies eine Frage des Lebensstils. "Die lebensbedrohende Armut in der Südhälfte der Erde kann uns nicht gleichgültig lassen. Der Globalisierung der Gleichgültigkeit müssen wir mit der Globalisierung der Nächstenliebe begegnen."  […]

Auch für Thissen gilt:
Wenn er wirklich etwas gegen Hunger tun wollte, müßte er zuerst die Antiverhütungspolitik der RKK ändern.
Im Übrigen ist die Deutsche katholische Kirche einer der Reichsten überhaupt. Über mehrere Hundert Milliarden Euro wird das Vermögen geschätzt. Darunter viele Beteiligungen und Firmen, die im Gegensatz zu den Kirchengebäuden selbst sehr leicht zu Geld zu machen wären. Aber lieber behält Thissen offenbar seine Anteile am Weltbildverlag und an TV-Produktionsfirmen, bevor er das Geld den 30.000 jeden Tag verhungernden Kindern zukommen läßt, um ein paar Leben zu retten.
Kollege Tebartz-van-Elst baute sich für 30, 40 oder mehr Millionen eine Wohnung.
In den schwarzen Kassen der Bischöflichen Stühle und Domkapitel schlummern offensichtlich weitere jeweils 9-stelligen Summen.
Solange diese Mittel nicht angegriffen werden, ist es purer Heuchelei von der Kanzel als zum Kampf gegen Hunger und Armut aufzurufen.
Setzen, sechs.

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