Montag, 22. April 2024

Der fehlgeleitete Mensch.

Krieg, Flucht, Vertreibung, Terror, Hunger als Waffe, Kindersoldaten, Massenvergewaltigungen, Bombardements – das sind natürlich die drängendsten Probleme auf der Agenda des Homo Demens.

Das bereitet den Regierungen Magengeschwüre, darum kreist die Krisendiplomatie.

Man schwankt zwischen endlosen Nachrichten-Konsum und News-Fatigue.

Zwischen dem Drang, informiert zu sein und totalem Eskapismus. Zwischen Engagement und Flucht in die private Hygge-Welt.

Eigenartig, trotz Trump und Gaza, trotz Höcke und Wissing, stammte die Medienszene, die mich in den letzten Wochen am meisten berührte, aus der ARD-Grönlanddokumentation des Tierfilmers Lars Pfeiffer.

[….]  Grönland besitzt das zweitgrößte zusammenhängende Eisschild nach der Antarktis. Aus Tausenden Gletschern werden hier täglich gewaltige Eismassen ins Meer gedrückt. Spektakuläre Aufnahmen zeigen Eisberge von der Größe einer Kathedrale. [….]  Wo das Eisschild abschmilzt, entstehen für sie neue Lebensräume mit frischem Grün. Dafür müssen die Bewohner der Polarregion ein Wetterphänomen erst noch kennenlernen: Regen. Lars Pfeiffer fängt die wohl ersten Tropfen in Nordgrönland ein, die auf verdutzte Walrosse fallen. Seit Jahrtausenden hat es hier immer nur geschneit. [….]

(Das Erste)

Wir wissen schon ein paar Jahre, wie rasant sich der Klimawandel im hohen Norden zeigt und welche dramatischen Auswirkungen das Schmelzen des Grönlandeises auf uns alle haben wird.

[….] Die größte Insel der Welt wird von einem kilometerdicken Eispanzer in die Erdkruste gedrückt. In Form von Wasser würde er weltweit die Meeresspiegel um fast 20 Meter anheben. Klimajournalistin Bernice Notenboom paddelt mit Forschern zu einer Eiszunge, die in den vergangenen zehn Jahren schneller abgeschmolzen ist als in einhundert Jahren zuvor.

Rußablagerungen aus Industrie und Dieselmotoren wandeln immer mehr Sonnenstrahlung in Wärme um. Die Temperaturen in Grönland lagen in diesem Frühjahr bis zu 16 Grad höher als in den Jahren zuvor, der Tauprozess beschleunigt sich. [….]

(SWR, 30.04.2022)

In Pfeiffers Dokumentation war eine Inuit-Frau zu sehen, die sich bedankte, die Gelegenheit zu bekommen, ihre Stimme zu erheben. Sie richte ihren Appell an die Welt, den Klimawandel ernst zu nehmen und ihren Lebensraum zu retten.

Es wirkte ergreifend und so überzeugend, da Klimawandel im Leben der 60.000 Grönländer Menschen und der Grönländer Tiere nicht abstrakt ist, sondern sich im Zeitraffer vollzieht. Viele Arten werden aussterben, weil ihr Lebensraum endgültig vernichtet wird. Eisbären brauchen ebenso wie Walrosse und arktische Robben das Packeis.

Es wirkte so eindringlich, daß von nun an, die Weltgemeinschaft zusammenstehen würde, um gemeinsam alle Anstrengungen zur Rettung des Klimas zu unternehmen.

Christian Lindner und Volker scheint das aber völlig egal zu sein. Die Porsche-Fans können auch ohne die Existenz von Eisbären ein schönes Leben haben.

Aber die Walrosse und Eisbären, die Inuit ohne Lebensraum, sind nur ein Symptom des Klimawandels.  Wenn der Meeresspiegel um 20 Meter angestiegen ist und die durchschnittlichen deutschen Sommer 50°C heiß sind, werden die Städte der Welt unbewohnbar.

Große Teile Niedersachsens und Schleswig-Holsteins sind dann ohnehin einfach weg.

Google Earth bietet eine Simulation für zwei oder vier Grad Erderwärmung.

[….] Der Meeresspiegelanstieg wird als eine der größten Bedrohungen für Küstenlebensräume weltweit erkannt. Die entstehenden Auswirkungen sind sowohl von ökologischer als auch von sozioökonomischer Bedeutung und treffen Küstenlandschaften, ihre Ökosystemleistungen und die Bevölkerung an der Küste.

Unter Berücksichtigung verschiedener Klimaszenarien kann ein Eindruck über die Größenordnungen der möglichen Veränderungen vermittelt werden. Die Simulation basiert auf dem digitalen Höhenmodell TanDEM-X, mittels IDW interpolierten Messungen des aktuellen Meeresspiegels und der vertikalen Landbewegung sowie regionalen Prognosen zur Meeresoberflächenhöhe im Jahr 2100

Bei der Berechnung der Überflutungsflächen zeigen sich gravierende Unterschiede – zum einen zwischen Nord- und Ostseeküste, zum anderen zwischen den verschiedenen Klimaszenarien, besonders aber zwischen der Annahme eines standhaltenden Küstenschutzes und eines Deichbruchs.   [….]

(Hafencity Universität)

Der Frontverlauf in der Ukraine wird dann völlig egal sein, weil die Wirtschaft weltweit zusammengebrochen ist. Gaza wird vom Meer verschluckt sein.

Es ist unstrittig, Klimawandel ist im Vergleich zu Kriegen, das wesentlich größere und tödlichere Problem der Menschheit. Allein, wir sind zu doof und zu kurzsichtig, um danach zu handeln.

Da kann die Inuitfrau in ARD-Dokumentationen noch so eindringlich appellieren; wir hören ihr nicht zu.

Nicht nur bekämpfen wir den Klimawandel nicht, sondern wir subventionieren sogar im grün regierten Deutschland massiv die Klimazerstörung mit hunderten Milliarden Euro jährlich (Heizkostenzuschlag, Dienstwagenprivileg, Pendlerpauschale, etc).

Noch schlimmer; wir produzieren in absoluten Rekordzahlen Kohlendioxid-Schleudern in Form von Waffen. Sowohl der Herstellung (Stahl), als auch deren Einsatz (Explosionsgase), als erst Recht deren Folgen (Brände, Zerstörung) sind radikale Treiber der Erderhitzung.

[….] Einen massiven Klimaschaden, den Russlands Krieg in der Ukraine angerichtet hat, errechnet die zivilgesellschaftlich organisierte internationale "Initiative on GHG accounting of war". Das schlimmste Einzelereignis ist für die Wissenschaftler die Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Juni 2023. Vor dem internationalen Strafgericht in Den Haag, der gegen Russlands Präsident Wladimir Putin einen Haftbefehl erlassen hat, könnte das noch zusätzlich als "Ökozid" verfolgt werden.

Der Bruch des Damms führte zu einer zerstörerischen Flut und einem Totalverlust dieses Wasserreservoirs. Weitere Großereignisse sind die Anschläge auf die Nord-Stream-Pipelines und die dadurch verursachten Treibhausgasemissionen, die ebenfalls in der Studie berücksichtigt wurden.

Insgesamt kommt die zivilgesellschaftlich organisierte Initiative in ihrer nunmehr dritten Studie über die Umweltfolgen des Ukraine-Kriegs zu dem Ergebnis, dass der Klimaschaden einem Äquivalent von 150 Millionen Tonnen CO2 entspricht, soviel wie die jährlichen CO2-Emissionen Belgiens.

Die Studie, die unter anderem sowohl vom ukrainischen Staat als auch von der European Climate Foundation und vom deutschen Wirtschafts- und Klimaschutzministerium gefördert worden ist, wird am Abend auf der UN-Klimakonferenz in Dubai vorgestellt.

Verursacht werden die Klimaschäden durch die Kriegshandlungen an sich, durch Truppentransporte und Fluchtbewegungen, aber auch zum Beispiel durch die Folgen von Gebäude-, Wald- und Landschaftsbränden und andere Naturzerstörungen. Den größten "Schadensposten" stellen nach Berechnungen der Autorinnen und Autoren der Studie jedoch die absehbaren Wiederaufbau-Emissionen dar.

Um zerstörte Häuser, Energie- und Industrieanlagen sowie Straßen- und Schienenwege wieder instand zu setzen, werden Zement und Stahl benötigt. Diese Baustoffe sind besonders energieintensiv, ihre Herstellung verursacht nach den Berechnungen der Initiative fast 55 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent.

Im Wiederaufbau sehen die Forscher aber auch eine Chance: wenn es der Ukraine gelänge, die Kriegsschäden ressourcenschonend und klimafreundlich durch die Reduktion von energieintensiven Materialien und die Verwendung klimafreundlicher Baustoffe zu beseitigen, ließe sich ein CO2-Einsparvolumen von bis zu 30 Prozent generieren.  [….]

(Tagesschau, 04.12.2023)

Homo Demens strengte sich 2023 gewaltig an, um die Klimaerhitzung auf die Spitze zu treiben.

[….]  Ob der Krieg in der Ukraine oder in Nahost: Laut dem Bericht des Forschungsinstituts SIPRI haben Staaten weltweit 2023 so viel für ihr Militär ausgegeben wie nie zuvor - und ein Ende scheint nicht in Sicht.

Am meisten Geld geben die USA, China und Russland für ihr Militär aus. Doch auch mit Blick auf die ganze Welt vermeldeten die Stockholmer Friedensforschenden einen neuen, düsteren Rekord: 2023 stiegen die Militärausgaben der Länder zusammengenommen auf knapp 2,3 Billionen Euro an, wie SIPRI-Analyst Nan Tian erklärt.

"Dass die Ausgaben so hoch sind wie nie und so drastisch angestiegen, spiegelt die sich verschlechternde Lage auf der Welt wider", sagt er. Staaten rüsteten auf und setzten auf militärische Stärke statt auf Diplomatie. "Sie wählen Wege, die zu Eskalation statt Deeskalation führen. Das ist sehr besorgniserregend für die ganze Welt." [….]  2023 lag Deutschland laut SIPRI auf Platz sieben. "Falls Deutschland das Zwei-Prozent-Ziel der NATO wie geplant erreicht, liegt es wahrscheinlich künftig weltweit auf Platz vier - und hätte die mit Abstand größten Militärausgaben in West- und Mitteleuropa." […..]

(Tagesschau, 22.04.2024)

2,44 Billionen Dollar! Was für eine absurde Zahl angesichts der drängenden Menschheitsprobleme!

2.440 Milliarden Dollar

2.440.000 Millionen Dollar

2.440.000.000.000 Dollar.

Geht es noch?

Warum bilden wir uns als Gattung Mensch ein, wir hätten es verdient zu überleben?

[….]  Weltgemeinschaft. Was für ein schöner Begriff. Wir alle. Acht Milliarden. Gemeinsam auf diesem blau funkelnden Lebenstropfen namens Erde, im schwarzen Ozean des Nichts. Ein Wunder. Und ein großes Glück.

Weltgemeinschaft. Was für ein hohler Begriff. 58 Kriege finden aktuell auf diesem Planeten statt. Und die neuesten Zahlen des Stockholm International Peace Research Institute (Sipri) zu den weltweiten Rüstungsausgaben sind verheerend. 2,4 Billionen Dollar haben alle Länder zusammen im vergangenen Jahr für das Militär ausgegeben. 2400 Milliarden. 200 Milliarden mehr als im Jahr davor. Und da waren es 130 Milliarden mehr als 2021, und so weiter jedes Jahr, als sei diese globale Aufrüstungsspirale ein Naturgesetz. Ist sie nicht: Zwischen 1990 und 2001 gingen die Ausgaben zurück, Jahr für Jahr. Es gab halb so viele Kriege wie heute, das Arsenal an Nuklearwaffen schrumpfte von 75 000 auf ein Sechstel dieser Zahl. Es wurden mehr Friedensvereinbarungen getroffen als je zuvor, die länger gehalten haben als je zuvor.  Und jetzt, wo eigentlich jeder Dollar und jeder Euro gebraucht würde, um den Klimawandel wenigstens so weit abzumildern, dass die Erde die Heimat aller bleiben kann? Wird aufgerüstet mit so viel Geld wie nie zuvor.  [….]

(Alex Rühle, 21.04.2024)

Acht Milliarden Schwachsinnige!

Sonntag, 21. April 2024

Was macht Klan Mum?

Nachdem es in der Ukraine seit Monaten für Putin immer besser zu laufen schien, musste der Kreml-Herrscher gestern einen herben Rückschlag einstecken. Sein antiukrainisches Trump-MTG-Netzwerk konnte den Moskau-treuen Kurs nicht mehr durchhalten. Vielleicht war die orange Schlafmütze von ihren eigenen Flatulenzen zu sehr betäubt, um Mike Johnson aufzuhalten.

[….] Es war ein großer Moment im US-Repräsentantenhaus. Kongressabgeordnete jubelten und schwenkten Ukraine-Fähnchen, als das Abstimmungsergebnis verkündet wurde. 311 Ja-Stimmen gegen 112 Nein-Stimmen. Nach monatelangen erbitterten Kämpfen stimmten Demokraten und Republikaner gemeinsam weiteren Ukraine-Hilfen in Höhe von insgesamt 61 Milliarden Dollar zu.  [….]

(TS, 21.04.2024)

Für Trump, der Putin grenzenlos bewundert und die Ukraine wirklich hasst, war das kein schöner Tag.

[….] Panzer, Raketenwerfer und vor allem Munition: Die Ukraine erleidet an der Front derzeit massive Verluste und braucht dringend Nachschub an Waffen. Doch die Hilfe aus dem Westen stockt. Vor allem in den USA steckt im Repräsentantenhaus aktuell ein Milliardenpaket zur Finanzierung der militärischen Unterstützung für den Ukraine-Krieg fest. So verweigern die Republikaner dem US-Präsidenten Joe Biden die Zustimmung. Hinter der Blockade stecken vor allem die Hardliner um Donald Trump. Denn der frühere Präsident will angeblich dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj eine alte Rechnung heimzahlen.

Diesen Verdacht äußerte jetzt ein früherer Gefolgsmann des Ex-Präsidenten. „Trump hasst die Ukraine“, sagte Lev Parnas dem US-Magazin Politico. Der ukrainisch-amerikanische Geschäftsmann, der in den USA wegen Betrug und Ungereimtheiten bei Wahlkampffinanzierungen verurteilt worden ist, war einst als Vermittler für Trumps Anwalt Rudy Giuliani in der Ukraine tätig. Doch seiner Meinung nach glauben Trump „und die Menschen um ihn, dass die Ukraine die Ursache aller Probleme war“, so Parnas. [….] Dem Medienbericht zufolge ist ein Telefonat zwischen Trump und Selenskyj der Ursprung für den Zwist. Denn das Gespräch war einer der Auslöser für das erste Amtsenthebungsverfahren gegen den früheren US-Präsidenten. 2019 soll Trump den ukrainischen Präsidenten mitten im US-Wahlkampf gebeten haben, Ermittlungen gegen seinen Herausforderer Joe Biden und dessen Sohn Hunter einzuleiten. [….]  Doch Selenskyj tat erst einmal nichts – und brachte damit angeblich Trump dauerhaft gegen sich auf. Denn Pech für Trump: Im Rahmen einer Abhöraktion gegen seinen alten Wahlkampfmanager Paul Manafort wurde das Trump-Selenskyj-Gespräch bekannt – und plötzlich stand der Vorwurf im Raum, dass Trump die Ukraine zur Einmischung in den US-Wahlkampf aufstacheln wollte. „Jetzt hasst Trump Selenskyj aus tiefstem Herzen“, sagte Parnas laut Politico. „Und Selenskyj weiß das.“ [….]

(Jens Kiffmeier, FR, 21.04.2024)

Klan Mum und die anderen Hardcore-Trumpidioten stimmten natürlich gegen die Ukrainehilfe. Die blonde Nazi-Frau aus Georgia unterstützt den Nazi Putin, weil ihrer Ansicht nach, die Ukraine ein Nazi-Regime ist. Kann man sich nicht ausdenken.

[….] Rep. Jared Moskowitz (D-Fla.) confronted Rep. Marjorie Taylor Greene (R-Ga.) in a Wednesday hearing about her false claims that Nazism was rampant in Ukraine — an argument frequently touted by Russian President Vladimir Putin to justify his country’s invasion of Ukraine.

In a House Oversight Committee hearing titled “Defending America from the Chinese Communist Party’s Political Warfare,” Moskowitz issued a searing rebuke of the Georgia congresswoman’s efforts to paint Ukrainians as Nazis and pushed back against her comparisons of Ukraine’s government to Nazi Germany.

“Stop bringing up Nazis and Hitler. The only people who know about Nazis and Hitler are the 10 million people and their families who lost their loved ones — generations of people who were wiped out,” Moskowitz said. “It is enough of this disgusting behavior, using Nazis as propaganda,” he continued. “You want to talk about Nazis? Get yourself over to the Holocaust Museum. You go see what Nazis did.”

“It’s despicable that we use that, and we allow it, and we sit here like somehow it’s regular,” he said.  [….] “There are no concentration camps in Ukraine. They’re not taking babies and shooting them in the ear because they’re Jewish. There’s no gas chambers. There’s no ovens. They’re not railing people in, they’re not ripping gold out of people’s mouths. They’re not taking stuff out of their homes. They’re not trying to erase a people, the Ukrainians,” Moskowitz said. His remarks follow Greene’s line of questioning in the hearing, which she used to push back on Democrats’ witness, historian Timothy Snyder, an expert on the Holocaust, fascism, the Soviet Union and Central and Eastern Europe.

In her remarks, Greene highlighted several news stories and displayed several photos that she said depicted neo-Nazis in Ukraine. She raised concerns that it is now widely considered misinformation to talk about “the Nazis in Ukraine and their recruitment efforts that go all around the world.” Greene displayed a news story, entitled, “Inside a White Supremacist Militia in Ukraine,” and then held up a photo of what appeared to be two Ukrainian soldiers, smiling, and holding their right hands up as a form of salute.

“This looks like something you’d see out of Hitler’s Germany from Ukraine. And this is something that’s extremely important to talk about,” Greene said. [….]

(The Hill, 17.04.2024)

Moscow-Marge und die QTrumpliKKKans verkündeten, die Selenskyj-Regierung sei wie Nazi-Deutschland in den 1930ern und warfen sich demütig vor ihrem Idol Putin in den Staub.

MTG will Blut sehen und schwört Rache. Sie verlangt Johnsons Kopf

[….] Zelensky thanks Speaker Mike Johnson (D-Ukraine) for sending $61 BILLION of your hard-earned tax dollars to fuel a foreign war.  Johnson once again passed a bill with the help of Democrats while the majority of the Republican majority voted against it.  Not only is Mike Johnson a traitor to our conference, he’s a traitor to our country.  [….]

(Congresswoman Marjorie Taylor Greene, 20.04.2024)

Cavewoman rast vor Wut und brachte zusammen mit den beiden Putin-Flitzpiepen Thomas Massie uns Rep. Paul Gosar den Antrag in ihre Fraktion ein, die Nummer 3 des Staates, ihren ultrakonservativen, ultrareligiösen, ultrahomophoben und ultratrumpischen Vorsitzenden Mike Johnson abzuwählen. Er ist ihr zu links. Bei der Zweistimmenmehrheit der Republikaner im House könnten Massi, Greene und Gosar ausreichen, um Johnson auf den Mond zu schießen – wenn sie ihrerseits die Hilfe der Demokraten annehmen.

[….] Mike Johnson’s Speakership is OVER!

He has betrayed Republicans by handing the gavel to Joe Biden, Chuck Schumer, Hakeem Jeffries, and the rest of the Democrats.

He betrayed us on border security.

He betrayed us on funding endless foreign wars.

He betrayed us on FISA.

He betrayed us on fully funding Biden’s DOJ.

And Mike Johnson did it all by working with the Democrats.

It’s time for him to resign, so Republicans can elect a Speaker who will work for our party.  [….]

(Congresswoman Marjorie Taylor Greene, 21.04.2024)

Im Übrigen sollten die GOP-Verräter im Kongress, die für die Militärhilfe stimmten, die übrigens zu 100% der US-amerikanischen Rüstungsindustrie zu Gute kommt, lieber in die Ukrainische Armee eintreten, wenn sie gegen Putin wären.

Gut möglich also, daß die GOP-Clownshow um den Fraktionsvorsitz eine Fortsetzung findet. Ein weiterhin komplett gelähmter Kongress zum Schaden der USA, wäre im Sinne Trumps. Je schlechter es der USA geht, umso besser für den Orangen Messias, der sich als furzender Retter inszeniert.

Johnson, der rechtsradikale Demokratiefeind, der Typ, der immer an Trumps Arsch klebt und den Wahlsieg Bidens bestreitet, der Creep, der seinen Porno-Konsum per App mit seinem minderjährigen Sohn teilt, könnte mit seiner Hinrichtung durch MTG durch seinen Machtverlust, noch zum moralischen Helden aufsteigen.

[….] Amerikas Volksvertreter haben sich aus den Niederungen ihrer Innenpolitik zu Großem aufgeschwungen. Sie haben die Mutter aller Machtkämpfe für einen Augenblick ignoriert und getan, was in der Auseinandersetzung mit Russland zwingend geboten war. Sie haben erkannt, dass ihr eigenes Land, das von den USA getragene System, ihre Verbündeten in Europa und jene tapfere Ukraine sich in allerhöchster Not befinden. Die gewaltige Ukraine-Hilfe kommt keine Sekunde zu früh - sie wird den Kriegsverlauf beeinflussen und gibt dem Land und damit dem von den USA angeführten Westen die Chance, der Frühjahrsoffensive der russischen Invasoren standzuhalten.

Die Entscheidung wird nur für kurze Zeit den Machtkampf bei den Republikanern überlagern. Rasch wird Speaker Mike Johnson nun wieder als Symbol dieser Lagerkämpfe unter Beschuss genommen.

Der fromme Republikaner darf es als sein Verdienst betrachten, die lebenswichtigen Milliarden sowie Beistand für Israel, Gaza und Taiwan durch diese Chaotenkammer geboxt zu haben. Plötzlich ist er der Kämpfer für Kiew, für einige gar ein Held, Staatsmann, vielleicht der Märtyrer, falls er bald von republikanischen Intriganten gestürzt wird.

Dabei hätten diese Abgeordneten viel früher reagieren können, ja müssen. Sie hätten das Geld und damit weitere Feuerkraft schon vor Monaten zur Verfügung stellen können. Stattdessen ließen sie den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij zappeln. Die Lähmung der Weltmacht und die Schwäche der Ukraine - sie waren viel zu lange auch Johnsons Werk. Für den russischen Machthaber Wladimir Putin muss es ein Vergnügen gewesen sein, den Grabenkämpfen im Kapitol zuzusehen. [….]

(Peter Burghardt, SZ, 21.04.2024)



Samstag, 20. April 2024

Eitle alte Männer

Das ist sicherlich kein Zufall. Ein dermaßen geltungssüchtiger Mann, wie Markus Söder, der Hunderttausende Steuerzahler-Euro für Hof-Fotografen ausgibt, zeigt sich in den letzten Monaten auffällig schlecht gekleidet. Die Hosen sitzen nicht, der Penis zeichnet sich ab, die Wampe wird rausgestreckt und statt ordentlicher Anzüge, tritt der bayerische Monarch verstärkt in verwaschenen Shirts, Jeans oder undefinierbaren RedNeck-Lumpen auf.




So präsentiert sich Söder natürlich nicht, weil plötzlich all seine Eitelkeit von ihm abgefallen wäre und Männer wie zu den Hochzeiten seines Idols FJ Strauß fett, versoffen, ungepflegt und sloppy als „ganze Kerle“ galten, sondern als Teil seiner Anti-Wokeness-Strategie. Gegen Veganer, gegen Kiffer, gegen Schwule, gegen Dragqueens und natürlich auch gegen die schreckliche Metrosexualität, die Männer dazu brachte, sich regelmäßig zu waschen, ins Fitnessstudio zu gehen und die fransigen Resthaare mit einem nassen Kamm über die Halbglatze zu schieben.

Einst fiel das latent verwahrloste Äußere alter CSU-Ikonen wie Riedl, Tandler, Protzner, Strauß und Streibl kaum auf. Kaum auf in Bayern. In Hamburg oder Düsseldorf rümpfte man durchaus die Nase. In den 2020ern ist die Zivilisation aber auch in Bayern so weit fortgeschritten, daß Söders Klamotten-Fails auffallen. Sie sind aber weniger Schlampigkeit, sondern ein antiurbanes, antigrünes Statement.

Dabei sollten wir doch alle froh sein, daß die alten Zeiten, als ein Mann nach Schweiß riechen sollte und nur einmal im Monat die Unterwäsche wechselte, vorbei sind.

Meine Jugend in den 1980ern stand diesbezüglich für einen besonderen Aufbruch. Erstmals färbten sich auch Jungs die Haare, benutzten Stylingprodukte, einige wenige begannen damit, einen Ohrring zu tragen, auch wenn das als schwul galt. Mann interessierte sich für Mode, achtete auf bestimmte Schuh-, Hosen- und Jackenmarken. Die Entwicklung verlief, wie immer ungleichzeitig. Während einige wie aus dem Ei gepellt in der Schule erschienen, waren andere noch vom alten Schlag und trugen altes Zeug ihrer Geschwister auf. Die Erwachsenengeneration glotzte uns in den 1980ern ungläubig an. Was veranstalteten wir da bloß mit den Haaren und den Klamotten? Und ja, natürlich gehörte auch die provokative Wirkung auf die Elterngeneration zum Spiel. Meine Mutter war sehr tolerant, unterstützte mich in der Regel, aber natürlich schaffte ich es, so zu übertreiben, daß sie immer mal wieder gequält guckte und fragte, ob dieses oder jenes Detail nun wirklich auch noch sein müsse.

Vier Jahrzehnte später bin ich Teil der Älteren und blicke selbstverständlich mit genauso viel Unverständnis auf die äußere Erscheinung der Teens und Twens, wie es mir umgekehrt damals widerfuhr.

Als Teen dachte ich, wir hätten alles in Frage gestellt und verändert. Ein großer Irrtum. Vieles, das für Jungs von heute ganz selbstverständlich ist, existierte für mich damals noch nicht einmal als Vorstellung. Bodymodification, Piercings, penibles Entfernen jeder Körperbehaarung, Tattoos und natürlich Gyms.

Ich ging nicht nicht Gewichte heben oder rasierte mir nicht nicht die Achselhöhlen, weil ich dagegen war. Ich war auch nicht dafür. Der Gedanke, so etwas zu tun, war noch gar nicht erfunden.

Das Schöne daran, so alt wie ich zu sein, besteht in der Wahlfreiheit. Ich befinde mich außerhalb der nivellierenden Social-Media-Pflicht, muss keinen Vollbart und Uppercut tragen, nur weil das jetzt 99,9% aller Twens tun. Ich muss nicht jeden Tag ins Gym, um einen Zentner Muskelmasse aufzubauen. Ich muss nicht meinen ganzen Körper mit Proletenstempeln verunstalten. Ich muss nicht Eichel, Hoden, Augenbraunen, Lippen, Nase und Brustwarzen mit Stahlspitzen durchlöchern lassen.

Aber sofern mir irgendetwas davon zusagt, kann ich das tun. Das ist Freiheit.

Allerdings lässt sich die Existenz des Gedanken der Männerhygiene und Pflege nicht mehr vollständig leugnen. Auch wer nichts mit modischen Trends zu tun haben will und Metrosexualität verabscheut, muss im Jahr 2024 gelegentlich mal duschen und die Socken wechseln.

Wie vermutlich jedes Jahrzehnt auf’s Neue, werden Pflege- und Modetrends auch übertrieben und in späteren Jahren wieder zurückgeschraubt.

Die hochtoupierten grellbunten 1980er Frisuren, die mehrere Dosen Haarspray erforderten, wurden in den 1990ern ebenso wieder abgeschafft, wie man vermutlich in den 2030ern und 2040ern erkennen wird, daß Grundschüler doch noch keine Anti-Aging-Seren für tausend Euro benötigen und sogar ohne schneeweiße Veneers auskommen.

Vielleicht erleben wir es sogar noch, daß US-Amerikanerinnen ihr 20stes Lebensjahr erreichen, ohne „Boobjobs“ hinter sich zu haben.

Möglicherweise entspannt sich sogar unser Verhältnis zum Altern und man wird eines Tages offen sein Geburtsdatum zugeben.

Es hilft alles nichts: Altern ist die einzige Möglichkeit länger zu leben. Sofern wir nicht durch einen Atomweltkrieg von der Pflicht zur Existenz entbunden werden, haben wir Alterungsprozesse als etwas vollkommen Natürliches zu akzeptieren.

Um als Cis-Mann vor meiner eigenen Tür zu kehren: Ja, wir alle werden latent unförmiger, die Haut wird trockner und schlaffer, die Behaarung verändert sich unvorteilhaft, die Augen werden schwächer, Libido und Potenz lassen nach, der Bart wird grau, die Gelenke knacken, Reaktionen verlangsamen sich.

Das passiert nicht bei allen gleich schnell. Einige haben genetisches Glück, so daß die Vergreisung stark verspätet und nur moderat einsetzt, andere können mit sehr viel Disziplin und Pflege, den Verfall verlangsamen, wieder anderen ist es egal. Aber sofern einen nicht der Tod vom Altern erlöst, erwischt es jeden von uns.

Im Alter von knapp 78 Jahren, wie Donald Trump, immer noch mit seiner Potenz zu prahlen, eine kräftigen natürlich blonden Haarschopf zu imitieren und vorzugeben, ein natürliches Sonnenorange als Teint zu tragen, ist albern.

Daß der Mann man Inkontinenz und Flatulenz leidet, kann man ihm nicht vorwerfen. 

Es ist daher auch unfreundlich, immer wieder darauf hinzuweisen, daß er Windeln trägt.

Das ist in seinem Alter keineswegs ungewöhnlich, sich gelegentlich einzunässen und unter Verlust der Peristaltik zu leiden. Ich finde es nicht richtig, ihn immer wieder mit seinem offenkundig ziemlich üblen Gestank zu konfrontieren.

Was kann er denn dafür? Bei seiner Fastfood-Diät aus Billig-Burgern und Frittiertem, reichen seine Furze nun einmal nicht nach Rosenduft. Da ist die olfaktorische Katastrophe vorprogrammiert.


 Melanomia weiß schon, weswegen sie außer Nasenreichweite bleibt und kein einziges mal im Gericht erscheint, um ihn moralisch zu unterstützen.

Es gibt keinen Grund, ihm daraus einen Strick zu drehen.  Er muss sich nicht dafür schämen, mit vollen Windeln im Gericht zu sitzen, so daß seine Anwälte und die Geschworenen gegen Ohnmacht ankämpfen müssen. Er ist schließlich kein Teenager mehr.

[….] What I’m hearing from credible sources is that Donald Trump is actually farting in the courtroom… I’m hearing it from actual credible people that as he’s kind of falling asleep, he’s actually passing gas and that his lawyers are really struggling with the smell.  [….]

(Ben Meiselas, 19.04.2024)

Geradezu gehässig, finde ich es, sich immer wieder über seine Schläfchen lustig zu machen.

Der Mann hat alters- und doofheitsbedingt nun einmal einen extrem kurze Aufmerksamkeitsspanne, die er als maligner Narzisst nun dadurch überkompensieren kann, unaufhörlich über sich selbst zu prahlen. Er kann nun einmal nicht anderen zuhören

(…..) Trump, der nie ein Buch gelesen hat, ist nicht in der Lage Akten zu studieren. Das liegt einerseits daran, daß er kompliziertere Sätze gar nicht erfassen kann und anderseits an seiner extrem limitierten Aufmerksamkeitsspanne.

Die Staffer des Weißen Hauses mußten sich inzwischen spezielle Methoden ausdenken, um Trump überhaupt briefen zu können:
Ihm vorgelegte Texte dürfen grundsätzlich nicht länger als eine Seite sein, müssen in großer Schrift verfasst sein und möglichst auch noch Bilder und Graphiken enthalten.

Da sich Trump nicht länger als zwei Minuten auf ein Thema konzentrieren kann, sind seine Mitarbeiter dazu übergegangen in jedem Absatz einmal das Wort „Trump“ unterzubringen.

[….] “It’s kind of ridiculous how they are preparing to deal with Trump,” said one source briefed extensively on the meeting’s preparations. “It’s like they’re preparing to deal with a child — someone with a short attention span and mood who has no knowledge of NATO, no interest in in-depth policy issues, nothing,” said the source, who spoke on condition of anonymity. “They’re freaking out.” […..]

(Foreign Policy Magazine, 15.05.2017)

Ein genialer Trick, um ihn bei der Stange zu halten. Für sich selbst interessiert sich Trump am meisten und so kann man etwas mehr Aufmerksamkeit generieren, bevor die wirren Gedanken des Golf-Greises wieder abschweifen.

Es ist ohnehin schwer einem Deppen Dinge zu erklären.

Einem extrem mächtigen Deppen aber die ganze Welt zu erklären, muß scheitern. Um mit Trump zu reden, muß man sich extrem vereinfachter Kindersprache bedienen, darf nur kurze Sätze verwenden und muß ihn minütlich loben.

NATO und G7 müssen aber mit Trump zu Recht kommen.  Um zu vermeiden, daß der Doofe aus Washington ausflippt, hält sich das größte und mächtigste Militärbündnis der Erde nun ebenfalls an die speziellen Trump-Regeln.

[….] Speeches at President Trump’s first Nato summit next week will be limited to four minutes, in order to keep him engaged.

Nato officials may also adopt tactics from the White House, such as repeating the president’s name and using maps and graphs, to keep him interested in proceedings. Mr Trump asks his staff to restrict memos to one page and few of his meetings last more than 15 minutes.

The National Security Council officials have taken to including Mr Trump’s name in “as many paragraphs as we can because he keeps reading if he’s mentioned”, a source said yesterday. [….]

(The Times, 18.05.2017)

Dabei mag Trump das Militär sehr. Beim G7-Treffen mit so vielen Europäern wird es noch schwerer, weil der geriatrische Geisteszwerg dafür noch weniger Interesse aufbringen kann.

Um Doofi nicht aufzuregen, müssen alle anderen Regierungschefs noch einmal geistig abrüsten.

[….]  Donald Trump startet zu seiner ersten Auslandsreise. Naher Osten und Europa, neun Tage, ein Kraftakt. Er will zeigen, dass er die Welt im Griff hat. Die Erwartungen sind so niedrig wie an keinen anderen Präsidenten zuvor. [….] Seine heute beginnende Reise in den Nahen Osten wird die Reise eines Mannes, der sich für die Welt nie interessiert hat. [….] Die Nato hat deshalb schon vor Trumps Landung am kommenden Donnerstag beschlossen, während des Treffens die Redezeit pro Staatschef auf zwei Minuten zu begrenzen. Der Mann aus Washington soll sich nicht langweilen. Trumps Herausforderung unterwegs wird sein, sich die Gleichgültigkeit gegenüber seinen Gesprächspartnern nicht allzu sehr anmerken zu lassen. [….]

(Christoph Scheuermann, 19.05.2017)

Ob die Trump-Maßnahmen der G7 ausreichen steht in den Sternen, da seine „attention span“ womöglich noch viel kürzer ist als zwei Minuten.

Lange Sitzungen und Diskussionen mit so vielen verschiedenen fremden Leuten aus Ländern, von denen er noch nie gehört hat, dürften Donald Doof völlig überfordern. Man kann nur hoffen, daß Melania ihm genügend Ritalin ins Essen rührt.

[….] Politico Magazine reported Friday that a former senior official claimed Secretary General Jens Stoltenberg criticized Trump's attention bandwidth.

“The president of the United States has a 12-second attention span,” Stoltenberg reportedly said, Politico reported.  The senior official, according to the report, added that the president appeared unprepared for his meeting with the Norwegian Stoltenberg. He reportedly brought up recent events surrounding North Korea, which does not involve NATO.  [….]

(The Hill, 20.05.2017)

Die Welt ist kompliziert.  Man darf gespannt sein wie die internationale Kommunikation funktioniert, wenn durch Twitter-Trump alle Redebeiträge auf 12 Sekunden verkürzt werden müssen.  (…..)

(Trumpologiefolgenabschätzung – Teil VII, 20.05.2017)

Seither sind wieder sieben Jahre Alterungsprozess ins Land gegangen. Natürlich kann Trump nicht still zuhören, wenn im Gericht andere Menschen lange (>12 Sekunden) Vorträge halten. Dann muss er dazwischen poltern! Wenn der intolerante Richter ihm unfreundlicherweise verbietet, seine Familie, Gerichtsmitarbeiter oder die Geschworenen mit Todesdrohungen zu überziehen, muss er eben ein Schläfchen halten.

Freitag, 19. April 2024

Wie die EKD im Netz Mitglieder verjagt.

Heute noch ein kleiner Nachtrag zum Thema „Irre Evangeliban“ von gestern.

Die Kirchen haben auch im Jahr 2023 wieder über einen Millionen Mitglieder verloren.

Genau Zahlen liegen noch nicht vor, aber alle Indizien stimmen hoffnungsfroh.

[….] Mit großer Plausibilität werden die Kirchenaustritte 2023 in Deutschland insgesamt zumindest in der gleichen Größenordnung bewegen wie 2021. Das wären rund 643.000. Zusammen mit den weiteren Komponenten der Mitgliederbewegung wäre das 2023 eine Verringerung um rund 1,1 Millionen Mitglieder. Legt man die Ergebnisse aus NRW / der EKiR zugrunde, so wären es rund 30 Prozent mehr, also 1,4 Mio. Bezogen auf die Anteile der Kirchenmitglieder an der Bevölkerung würde dieser Anteil von 2022 (mit 47,4 Prozent) auf 45,6 -  also rund 45 bis 46 Prozent sinken.  […..]

(Carsten Frerk, 09.02.2024)

Jahr für Jahr über eine Million Menschen in die Konfessionslosigkeit zu treiben, ist insbesondere deswegen eine Leitung, weil alle Karteileichen, Ungläubigen, Sparfüchse und sonstige Scheinchristen mit nur lockerer Kirchenbindung, längst gegangen sind. Über 50 % der Menschen in Deutschland gehören keiner Kirche mehr an. Da erfordert es schon größere Anstrengungen der Evangeliban, aus den verbliebenen lediglich 23% der Bevölkerung, die überhaupt noch Mitglied in Käßmanns Gaga-Verein sind und umso stärker PeterHahnëisiert daran hängen, zum aktiven Austreten zu bewegen. 2022 waren es allein 575.000 Evangelen weniger, als im Vorjahr 2021, davon etwa 380.000 aktive Kirchenaustritte. 522.821 Menschen haben die katholische Kirche verlassen.

Die Akademiker, die Gebildeten, die Zeitungsleser sind also schon weg.

Die Dämlicheren und Jugendlicheren erreicht man heute aber durch das Internet, Social Media und Podcasts.

Dafür hält sich die Kirche spezielle Bloggerinnen, beziehungsweise Podcasterinnen, die wie so eine Art „Bibi des Grauens“ Kirchenmitglieder in die Flucht schlagen.

Jana Hochhalter, geboren 1998 in der süddeutschen Provinz, die sich in das fetzigere „Highholder“ umbenannte, war schon zwischen 2018 und 2020 erste christliche YouTube-Botschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Ein voller Erfolg; seit Jana offiziell für die EKD im Internet um Mitglieder wirbt, verlor die EKD zehn Prozent ihrer Mitglieder. 2,5 Millionen Abgänge in fünf Jahren.

Nach diesem großen Exodus-Erfolg, verpflichtete die EKD weitere junge rechtsradikale Abschreck-Christinnen.

[….]  Die christlichen Influencerinnen Jana Highholder und Jasmin Neubauer präsentieren sich in ihrem neuen Podcast „Jana & Jasmin“ selbstbewusst. „In Zeiten wie diesen gibt es auf alle mögliche gesellschaftlich relevante [sic!] Fragen tausende Antworten“, heißt es im Ankündiger. „Wir glauben: Nur eine davon ist wahr.“ Die beiden wollen nun „Tacheles reden“. Das tun sie auch schon auf ihren Instagramkanälen hiighholder und liebezurbibel: Zwischen beigefarbenen Bibelkacheln oder freundlichen Motivationsvideos äußern sie sich immer wieder politisch – und nähern sich zunehmend der politischen Rechten an.

„Wen soll ich als Christ wählen?“, fragt Neubauer etwa auf ihrem Kanal und versucht danach direkt selbst zu antworten. Als „persönliche Parameter“ führt sie unter anderem die „Erhaltung von Familie zwischen Mann, Frau & Kind“ oder das „Fernhalten von politischen Idelogien [sic!] im Kindergarten“ auf. Eine konkrete Wahlempfehlung gibt die Influencerin nicht, dennoch wird deutlich, welche Parteien ihren Ansprüchen genügen.

Darüber hinaus trat Neubauer im Februar 2023 in einem Youtube-Video von Leonard Jäger auf, der sich als „Ketzer der Neuzeit“ inszeniert. Er störte im Januar 2023 einen queeren Gottesdienst an der Berliner Humboldt-Universität und machte diesen anschließend auf Youtube verächtlich. Im Video mit Neubauer sprechen sie über den biblischen Schöpfungsbericht – der dient Jäger als Legitimation für seine Störung. Die dort angeblich grundgelegte Geschlechterbinarität sei in Vergessenheit geraten.

Highholder und Neubauer machen für diese Vergessenheit etwas verantwortlich, das sie „Dekonstruktion“ nennen, also biblische Aussagen zu historisieren und im Licht der Gegenwart zu verstehen. Neubauer hält diese Form der Bibellektüre für eine „Irrlehre“, die Menschen krank mache. Gegen diese würden nur Treue zum biblischen Buchstaben und möglichst einfache Antworten helfen. [….]

(Louis Berger, 19.04.2024)

Was den Katholiban ihr TVE und Woelki, übernehmen für die Evangeliban Hochhalter und Neubauer.

Als Atheist sage ich den beiden jungen Frauen ein ehrliches und überzeugtes DANKE und weiter so!

Donnerstag, 18. April 2024

Protestantische Probleme


Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter. Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein.

Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist meiner nicht wert. Wer sein Leben findet, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s finden.

-      Jesus (Matthäus 10, 34-39)

Als bei den Katholiban ihr massives Kinderfi*ken in den Fokus der Öffentlichkeit geriet – ab 2002 in den USA und ab 2010 (Canisius) in Deutschland – wußten die Evangeliban, die wichtigsten Unterstützer Hitlers und Betreiber sadistischster Kinderfolterheime, in denen noch Jahrzehnte nach 1945 Hunderttausende Jungs und Mädchen bestialisch gequält wurden, was auf sie zukommt.

Die Tatsachen an sich, also Kinder brutal zu verprügeln, zu quälen, sexuell zu misshandeln und auch gelegentlich zu töten, war selbstverständlich kein Dealbreaker für die protestantische Kirche. Schließlich ist es einer der Signature Moves ihres Gottes, Erstgeborene abzumurxen.  Kinder zu schlagen, wird ebenfalls als ausdrückliche Pflicht in ihrer heiligen Bibel gefordert.

„Entziehe dem Knaben nicht die Züchtigung; wenn du ihn mit der Rute schlägst, wird er nicht sterben. Du schlägst ihn mit der Rute, und du errettest seine Seele von dem Scheol.“

(Sprüche 23,13-14, siehe auch 13,24;22:15;20,30).

„Rute und Zucht geben Weisheit; aber ein sich selbst überlassener Knabe macht seiner Mutter Schande“

(Sprüche 29,15).

Zudem berufen sich Protestanten dezidiert und stolz auf die maximal-antisemitische Horrorgestalt Martin Luther.

Die lästigen Blagen zu misshandeln ist kein Problem für die Evangeliban, aber sie mussten sich um den Imageverlust, Mitgliederverlust und damit Geldverlust sorgen, wenn die Öffentlichkeit zu viele Fragen stellt.

Zum Glück sind deutsche Öffentlichkeit, Presse, Politik und Justiz in dieser Causa extrem träge und extrem tolerant gegenüber der Täterorganisation. Massenhaftes Kinderfic*en ist kein Grund, um den Kirchen ihre Gemeinnützigkeit oder Privilegien zu entziehen. Man muss das auch nicht, wie in anderen Ländern, staatlich untersuchen. Lieber Schwamm drüber.

Und so entwickelten die Evangelischen für die nächsten 14 Jahre nach Canisius eine geniale Strategie des Umgangs mit dem sexuellen Missbrauch durch ihre Geistlichen: Wegducken, Schweigen, mit dem Finger auf die Katholiken zeigen, Fallakten dezent vernichten und darauf hoffen, der Kelch möge an ihnen vorüber gehen.

Das klappte recht gut bis 2024 die erste Studie über Kindesmissbrauch in der evangelischen Kirche Deutschlands veröffentlicht wurde und auf einmal schwarz auf weiß dastand, nicht besser als die Katholiken zu sein.

Dabei hatte die EKD in den 14 Jahren seit Canisius so erfolgreich die Akten verschwinden lassen, daß für die Studie kaum Material vorlag.

Tja, um Akten herauszugeben, habe man bedauerlicherweise kein Personal, erklärte die kommissarische Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland Bischöfin Kirsten Fehrs achselzuckend. Pech für die Opfer. Fehrs ist übrigens nur kommissarisch im Amt, weil ihre Vorgängerin, Präses Annette Kurschus zwei Monate zuvor wegen der Vertuschung eines Falles von sexuellen Kindesmissbrauchs zurücktreten musste. Just saying.

(…..) Blamable 14 Jahre nach den Katholiken, befassen sich die Protestanten mit ihrer Missbrauchsgeschichte. Eine aktuelle Studie zeigt nur eine kleine Spitze des Eisbergs, weil sich viele evangelische Bistümer weigerten Akten rauszugeben. Sie treten lieber weiter die Opfer mit Füßen, um die Täter zu schützen. Das ist die EKD 2024.

[….] Das von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beauftragte Forscherteam hat am Donnerstag in Hannover die erste große bundesweite Studie - 880 Seiten lang - zu sexuellem Missbrauch in evangelischer Kirche und Diakonie vorgestellt. In dem Dokument wird von mindestens 2225 Betroffenen und 1259 mutmaßlichen Tätern gesprochen, untersucht wurde der Zeitraum seit 1946. Das ist laut den Forschern jedoch nur die "Spitze der Spitze des Eisbergs". Es ist ein Erdbeben heftigster Stärke für die EKD. "Die evangelische Kirche und die Diakonie steht erst am Anfang ihrer Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt", sagt Studienleiter Martin Wazlawik.  […..]

(SZ, 25.01.2024)

Die frommen evangelischen Bischöfinnen, mit denen sich Politiker jeder Couleur so gern schmücken, sind moralisch keinen Deut besser, als die Woelki oder TVE.


Detlev Zander, 60, hat in einem Heim der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal in Baden-Württemberg bereits als Kleinkind schwerste sexuelle, physische und psychische Gewalt erfahren. Als Betroffenensprecher der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) setzt er sich bundesweit für Missbrauchsopfer ein. Er ist Mitglied im EKD-Beteiligungsforum, in dem Betroffene und Kirchenvertreter paritätisch vertreten sind, erklärt im Spiegel:

[…] die hohen Fallzahlen […] muss man angesichts des immensen Dunkelfelds ja noch hochrechnen. Auch, dass die Opfer beim ersten Übergriff im Schnitt gerade mal elf Jahre alt waren, ist schrecklich. Da waren auch kleine Jungen dabei, das ist vor dem Hintergrund, dass die EKD jahrelang nach außen vermittelt hat, in ihren Reihen gebe es vor allem betroffene Frauen und ältere Mädchen, ein völlig anderes Bild. Auch das EKD-Mantra, es habe bundesweit nur 858 bekannte Fälle gegeben, kann man nun ad acta legen. […]

SPIEGEL: Kann man den Bericht überhaupt ernst nehmen? […]

Zander: Das fällt schwer, denn er weist etliche Mängel auf. So wurden zum Beispiel aus der Diakonie nur Fälle bis zum Jahr 1970 aufgenommen. Was danach geschah, bleibt unerwähnt. Man hat vor allem Disziplinarakten konsultiert, aber kaum Personalakten – obwohl doch gerade die viel aussagen über Verdachtsmomente und mögliche Vertuschung. Die Landeskirchen haben das mit Personalmangel begründet – das ist beschämend, das lasse ich als Ausrede nicht gelten. Wenn Bischof oder Bischöfin es mit der Aufklärung ernst meinen, sind sie verpflichtet, in so einem Fall mehr Leute einzustellen. […] Vielleicht hatte man Angst, dass in den Personalakten Dinge stehen, die Rückschlüsse darauf zulassen, wer wann was gewusst hat und wie lange es gedauert hat, bis Schritte unternommen wurden. Gut möglich, dass man Vertreter der Institution schützen wollte. Mich als Betroffenen hat diese Herangehensweise sehr geärgert. Ich frage mich auch, wer eigentlich kontrolliert hat, ob die Landeskirchen vollständige und korrekte Angaben gemacht haben. […] Vertuschung wird in der Studie gar nicht thematisiert. Kein Verantwortlicher wird mit Namen genannt. Wer waren denn die Bischöfe zum Tatzeitpunkt? Stellt irgendwer sein Amt zur Verfügung? Es sind die Betroffenen, die gerade die Verantwortung übernehmen und im Beteiligungsforum versuchen, Reformen anzuschieben. […] […]

(Zander Interview, 25.01.2024)

Wer immer noch Mitglied einer christlichen Kirche ist, macht sich mitschuldig!  (….)

(Dieselbe Soße, 25.01.2024)

Eine passende Story wird just aus Hannover gemeldet. Dort hatte die Landeskirche einen Pastor entlassen, der in den 1990ern wegen sexueller Gewalttaten gegen Minderjährige in Osnabrück aufgefallen war.

[….] Nach der Kündigung eines Pastors wegen des Verdachts auf sexuelle Gewalt muss die evangelische Kirche den Mann weiterbeschäftigen. Das geht aus einem Urteil des Landesarbeitsgerichts von April hervor, wie die evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers am Mittwoch mitteilte. Das Landeskirchenamt suche mit dem Pastor eine neue Aufgabe, heißt es in der Mitteilung. Der Mann soll künftig nicht länger als Pfarrer in einer Gemeinde arbeiten. Gegen seine Kündigung hatte der Pastor geklagt. Das Landesarbeitsgericht in Hannover entschied demnach in einem Berufungsverfahren zugunsten des Klägers.  [….]

(SZ, 17.04.2024)

Kirche und Justiz mal wieder Hand in Hand. Ein bißchen Kinderfick*n disqualifiziert nicht den Priesterberuf auszuüben, also soll die Kirche den netten Mann weiterbeschäftigen, befanden die Richter. Begründungen lieferten sie auch: Erstens seien die Taten lange her und zweitens war der Mann damals ja nur Diakon.

[….] Nach Ansicht des Gerichts gibt es keine ausreichenden Anhaltspunkte für eine fehlende Eignung des Pastors, begründete ein Sprecher des Landesarbeitsgerichts das Urteil. Das Landeskirchenamt sucht nun nach eigenen Angaben mit dem Pastor "nach einer neuen Aufgabe, die nicht den Pfarrdienst in einer Kirchengemeinde beinhaltet". Der Pastor wird demnach nicht an seine frühere Pfarrstelle im Kirchenkreis Hameln-Pyrmont zurückkehren.

Die Taten sollen sich laut Landeskirche bereits in den 1990er-Jahren ereignet haben, als der Theologe noch nicht als Pastor und auch nicht im Kirchenkreis Hameln-Pyrmont in der Landeskirche tätig war. Die zuständige Staatsanwaltschaft Osnabrück stellte die Ermittlungen gegen den Pfarrer im Mai 2023 ein. Die Taten seien bereits verjährt, hieß es damals.  […..]

(NDR, 17.04.2024)

Mittwoch, 17. April 2024

Lügen versus bullshitten

Als Donald Trump 2015 auf der Rolltreppe des Trumptowers in die marode Lobby hinabschwebte, um seine Präsidentschaftskandidatur zu verkünden, war das eine dieser typische US-amerikanischen Wahlkampfkuriositäten. Vermutlich dachte nicht einmal er selbst daran, je im Oval Office zu landen. Zu dem Zeitpunkt war er international bereits als Skandalon auf zwei Beinen bekannt. Der Typ mit den schmutzigen Scheidungen und Milliardenpleiten.

Seine politische Ausrichtung war durch seine rassistische Vergangenheit und die fortwährenden Birther-Attacken auf den schwarzen Präsidenten Obama bekannt, aber irrelevant. Ja, er würde durch sein Geld und die Medienaufmerksamkeit eine Zeit lang im republikanischen Vorwahlkampf mithalten können, dann aber unweigerlich an den Politprofis Rubio oder Bush scheitern.

Wie so viele andere, hatte ich aber nicht damit gerechnet, daß neben den bekannten rechten Sendern, wie FOX, auch alle anderen Medien absolut verantwortungslos handeln und von reiner Gier nach Aufmerksamkeit (also Werbeeinnahmen) getrieben, alle Hemmungen und jeden seriösen Anstrich verlieren würden. Sie schenkten dem orangen Irren Werbezeit im Wert von über zwei Milliarden Dollar, unterbrachen sofort ihr Programm, wann immer der Rassist Lust hatte, in einen TV-Sendung hinein zu telefonieren.

Es war das ganz große Medienversagen, das diesen antidemokratischen Kriminellen groß machte.

Zwei Aspekte Trumps lernte ich erst im Wahlkampf richtig kennen. Einerseits die bisher von keinem Präsidentschaftskandidaten auch nur annähernd bekannte Vulgarität – „grab’em by the pussy, knock the crap out of him, Heidi Cruz is ugly“ und andererseits das für mein Gefühl so ungeschickte Lügen.

Daß GOPer im Wahlkampf lügen, war natürlich bekannt. Schließlich hatte George W. Bush mit seinen Republikanern der Welt von 2001 bis 2003 hunderte Lügen aufgetischt, um Saddam Hussein für das Word Trade Center Attentat zu strafen, obwohl der Mann erstens rein gar nichts damit zu tun hatte und zweitens auch keinerlei Massenvernichtungswaffen besaß.

Aber Cheney, Rice, Rumsfeld und GWB versuchten sich immer an einer gewissen Stringenz. Ihr Lügengebäude sollte plausibel wirken, weil sie damit einen bestimmten Zweck erreichen wollten.

Trump hingegen lügt so schlecht, daß jeder ihn binnen kurzer Zeit, aufgrund seiner Widersprüche, als Lügner ertappen kann. Er lügt über Dinge, die einfach nachprüfbar sind, indem er beispielsweise prahlt, sein Trump Tower habe 68 Stockwerke (es sind 58), oder die Größe seines Penthouses mit 2.800 m2 angibt (es sind 1000 m2).

2015 erlagen viele Beobachter (genau wie ich) dem Irrtum, es schade Trump zwangsläufig, wenn er immer wieder beim Lügen ertappt würde.

Erste Medienhäuser begannen mit Factcheckern Listen seiner Lügen zu dokumentieren. Die Washington Post kam in seiner Amtszeit auf über 30.000 Trump-Lügen.

Fast Forward in den April 2024: Trump behauptet auf seinen Rallys der „wahrscheinlich ehrlichste Politiker der Welt“ zu sein und zig Millionen Fans bejubeln ihn dafür.

[…..] Donald Trump on Saturday called himself “perhaps the most honest guy almost in the world,” a claim his critics didn’t buy given the former president’s extensive history of lying.

Trump made 30,573 false or misleading claims during the four years of his presidency, according to a Washington Post tally. He was also convicted of fraud in February in a case that could ultimately cost him nearly half a billion dollars in fines, penalties and interest. [….]

(Ed Mazza, 15.04.2024)

Wie kann das sein?

Wieso verliert der Mann nach neun Jahren der ununterbrochenen Lügen  keine Unterstützung seiner Fans, wenn sie so offensichtlich von ihm belogen und verarscht werden?

Man konnte es damals noch nicht fassen und nahm selbst nach seinem schockierenden Sieg über Hillary Clinton, in den knapp drei Monaten bis zu seiner Amtseinführung an, Trump schalte sicher den Wahlkampfmodus aus und werde sich als US-Präsident seriöser verhalten. Immer noch konnte man sich nicht vorstellen, ein Staatsoberhaupt, noch dazu das Mächtigste der Welt, würde so frech und in einer solchen Gossensprache, die Welt anlügen.

Auch ich staunte noch in den ersten Hundert Amtstagen Trumps.

Der Kolumnist Charles Blow registrierte als einer der Ersten, wie sehr wir uns alle täuschten.

[….] Trump does not simply have “a running war with the media,” as he so indecorously and disrespectfully spouted off while standing on the hallowed ground before the C.I.A. Memorial Wall. He is in fact having a running war with the truth itself. [….]

Donald Trump is a proven liar. He lies often and effortlessly. He lies about the profound and the trivial. He lies to avoid guilt and invite glory. He lies when his pride is injured and when his pomposity is challenged.

Indeed, one of the greatest threats Trump poses is that he corrupts and corrodes the absoluteness of truth, facts and science. [….]

(Charles Blow, New York Times, 26.01.2017)

Blow beschreibt Trumps Lügerei zutreffend, aber er kann sie noch nicht recht erklären. Der Begriff „Lüge“ an sich, scheint aber unzutreffend zu sein. Darunter versteht man gemeinhin, daß jemand wissentlich etwas Falsches sagt, um einen bestimmten Zweck zu erreichen. Eine Lüge kann enttarnt werden und daraufhin kennt der Belogene die Wahrheit und versteht, vom Lügner belogen worden zu sein.

Tatsächlich lügt Trump nicht nur, sondern er ist ein „Bullshitter“. Alberto Brandolini hilft weiter.


[….] Im Internet, aber auch in anderen Medien wie dem von Russland gegründeten Auslandsfernsehsender RT (ehemals Russia Today) gehören Unsinn und gezielte Falschmeldungen spätestens seit der Covid-19-Pandemie zum traurigen Alltag. Die sogenannten Fakenews umfassen harmlosen Blödsinn („Elvis lebt“), unwahre Informationen („die Erde ist eine Scheibe“), aber auch potenziell gefährlichen Verschwörungstheorien („die BRD ist in Wirklichkeit eine GmbH“).

In den letzten Jahren wurden deshalb Initiativen wie Correctiv gegründet, die versuchen Fakenews mithilfe von wissenschaftlichen Informationen zu widerlegen. Oft sind diese Versuche jedoch erfolglos. Doch wieso ist es für Fact-Checking-Seiten so schwer, Menschen davon zu überzeugen, dass es sich bei Fakenews und Verschwörungstheorien nicht um die Wahrheit handelt?

Eine Erklärung dafür liefert Brandolinis Gesetz, das auch als Bullshit-Asymmetrie-Prinzip bekannt ist.

    „Das Widerlegen von Schwachsinn erfordert eine Größenordnung mehr Energie als dessen Produktion (The amount of energy needed to refute bullshit is an order of magnitude bigger than to produce it.)“

Die Lebensweisheit des italienischen Informatikers Alberto Brandolini beschreibt demnach, dass der Aufwand zur Widerlegung von Blödsinn und Fake News deutlich mehr Aufwand erfordert als dessen Produktion.

Erdacht hat Brandolini das Bullshit-Asymmetrie-Prinzip bereits im Jahr 2013, also lange bevor Begriffe wie „Filterblase“ und „Fakenews“ in der Allgemeinheit verbreitet waren. Die Inspiration dafür war laut Brandolini eine Fernsehdiskussion mit Silvio Berlusconi, der ähnlich wie Donald Trump in seinen politischen Diskussionen oft sehr kreativ mit der Wahrheit und Fakten umging. [….] Menschen, die bei Facebook oder in anderen sozialen Netzwerken Diskussionen verfolgen, erscheint Brandolinis Gesetz intuitiv richtig. Es ist offensichtlich, dass Menschen, die gezielt Fakenews verbreiten, aber auch Menschen, die irrtümlich Fehlinformationen teilen, nur mit hohem Aufwand überzeugt werden können. Problematisch ist dabei vor allem, dass vielen Personen so stark an Fakenews glauben, dass die Gegenargumente prinzipiell ablehnen. Auch Menschen, die Gegenargumenten offen sind, können oft kaum überzeugt werden, weil Menschen laut Studien schlecht darin sind, ihre bereits gefestigte Meinung zu ändern. [….]

(Forschung und Wissen)

Es ist eine Frage der Quantität der Trump-Lügen und keine Frage der Qualität. Trump muss nur genug lügen und wird damit unweigerlich den Wettkampf gegen die Enttarnung seines Bullshits gewinnen, weil es ihn viel weniger Energie kostet Bullshit zu produzieren. Bei zigtausenden Lügen wächst der Energieaufwand, das alles zu widerlegen exponentiell und ist nicht mehr zu leisten. Das Debunking kollabiert. Trump hat die Welt erfolgreich mit Lügen zugeschissen.

Soziale Medien und Internet sind auf seiner Seite, da an Emotionen appellierende Falschinformationen eine vielfach größere Reichweite, als ihre Richtigstellung haben.

Factchecker hängen hoffnungslos hinterher. Auch Söder, Merz und die AfD sind daher vom Lügen zum Bullshitten übergegangen und behaupten einfach so ausdauernd, die Grünen würden alles verbieten, die Ampel zwinge kleine Jungs zur Geschlechtsumwandlung, oder Atomenergie sei billig und sicher, daß es nicht mehr möglich ist, die Masse des Schwachsinns zu widerlegen.

Tatsächlich glaubt heute eine deutliche Mehrheit der Deutschen - fälschlicherweise – Atomenergie sei günstig und will wieder in den AKW-Wahn einsteigen.

Dabei sind die CDUCSUAfDP-Lügen vom Zusammenbruch der Energieversorgung ohne Atomkraft für jeden ersichtlich alle von der Realität widerlegt worden.

[….] Wissenschaftliche Studien haben Brandolinis Beobachtungen bestätigt. Eine in der renommierten Fachzeitschrift PLOS ONE (Öffnet in neuem Fenster) veröffentlichte Studie untersuchte, wie rund 50 Millionen Menschen im Internet mit wahren und erfundenen Informationen umgehen. Die Ergebnisse waren aufschlussreich: Es bildeten sich klar abgegrenzte Gruppen, von denen die einen fast ausschließlich wissenschaftliche Informationen verarbeiteten, während die anderen sich fast völlig in unwissenschaftlichen Informationen verloren.

Unbeugsamer Widerstand gegen Korrekturen

Die Studie zeigte auch, dass die Gruppe, die sich hauptsächlich mit unwissenschaftlichen Informationen beschäftigte, die Richtigstellungen fast vollständig ignorierte. Der enorme Aufwand, der für die Erstellung und Verbreitung der Richtigstellungen betrieben wurde, war umsonst. In einigen Fällen führte der Versuch, Fehlinformationen zu korrigieren, paradoxerweise sogar zu einer verstärkten Beschäftigung mit den problematischen Inhalten. [….]

(Mimikama, 02.11.2023)