Donnerstag, 8. November 2012

Kein Schamgefühl.




 Seinem Kind gleich zehn Vornamen zu verpassen, halte ich nach wie vor für ein Zeichen unangenehmster Dünkelhaftigkeit.
Der 600 Millionen Euro schwere Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg ist offenbar genau in diesem Geist erzogen worden.
Die Regeln des Anstands, die für andere gelten, hielt der gegelte Baron sich selbst betreffend für verzichtbar. 

Während der Plebs beim Promovieren selbst wissenschaftlich denken und arbeiten muß, schrieb die Fränkische Flitzpiepe ab was andere bereits erdacht hatten.

Während von Otto Normalverbraucher ein Mindestmaß an Ehrlichkeit erwartet wird, log Merkels einstiger Kabinettsstar, daß sich die Balken biegen. 
„Meine Dissertation [zu 95 % abgeschrieben - T.] ist kein Plagiat!“
 Während von üblichen Ministern erwartet wird dafür gerade zu stehen, wenn sie grobe Fehler gemacht haben, fand Verteidigungsminister Guttenberg Bauern, die er opferte. 
Großplagiator Guttenberg versagte in der Causa Kundus, log, daß sich die Balken bogen und ließ dafür die Köpfe von Bundeswehr-Generalinspekteur Schneiderhan und Staatssekretär Peter Wichert rollen.

Während andere Spitzenpolitiker immer wieder Ausflüge in die lästige Sachpolitik unternahmen, befand der CSU-Star für ihn genüge es bei „Wetten, daß…“ und Co aufzutreten und Photosessions abzuhalten. Selbst seine begeistertsten Anhänger können sich an keine einzige Initiative aus seiner Zeit als Wirtschaftsminister erinnern. Er war ein reiner Grüßaugust, der zu keiner der bekannten politischen Streitpunkte eine Ansicht entwickelte. 
Für diese Arbeitsverweigerung wurde er mit dem Verteidigungsministerium belohnt.
Politisch erinnerlich ist von Guttenberg nur noch die Abschaffung der Wehrpflicht, die er kurz vorher noch für unverzichtbar hielt und dann so stümperhaft über Bord warf, daß heute noch die Ministerialen auf der Hardthöhe und im Bendlerblock rote Pusteln vor Wut bekommen, wenn sie nur den Namen des dreisten Freiherren hören.

Wie bei Googleberg üblich durfte ein anderer, diesmal Thomas de Maizière den Augiasstall ausmisten, den der CSU-Star hinterließ.

Noch nicht mal bei seinem eigenen Comeback-Versuch dachte der Bayerische Baron daran seine eigene Denkmurmel zu benutzen, sondern ließ den devoten Katholiken Giovanni di Lorenzo das dazugehörige Buch schreiben und die Promotion erledigen.

Die speziell adelige Arbeitsweise Guttenbergs führte zu katastrophalen Leistungen an der Uni, daß er noch nicht mal zur Promotion zugelassen wurde. Erst nach einer Zuwendung im hohen sechsstelligen Bereich an die Uni Bayreuth wurde der angehende „Dr. jur.“ überhaupt zur Promotion zugelassen.

Freiherr von und zu Guttenberg ist ein politisch Gescheiterter, ein menschlich Erbärmlicher und akademischer Versager.

Sein neuester Streich ist nun ausgerechnet ein Vortrag an einer Elite-Uni. Yale. 
Eine Nummer weniger dreist geht es nicht beim akademischen Betrüger Guttenberg.

Daß das nicht jedem Doktoranden passt, versteht der feine Freiherr gar nicht.

Karl-Theodor zu Guttenberg war gekommen, um über die "Mythen der transatlantischen Beziehungen" zu sprechen. So lautet der Titel des Vortrags, den der ehemalige Bundesverteidigungsminister am Mittwochnachmittag an der renommierten Yale University in den USA hielt. Doch einigen deutschen Doktoranden kam dabei ein anderer Mythos zu kurz: Guttenbergs Doktorwürde. Sie riefen zu einem Protest für "akademische Integrität" auf und verließen demonstrativ den Seminarraum, als der CSU-Politiker anfing zu sprechen.
"Wir wollten ein Zeichen setzen", sagte Doktorand Malte Lierl, 29, der den Protest mit organisiert hatte. Guttenberg könne gern auf einem Parteitag oder in einem Bierzelt sprechen. "Aber ich finde es nicht angemessen, dass er wieder einmal eine Universität benutzt, um sich zu profilieren." Für Wissenschaftler an der Yale University habe akademische Integrität einen hohen Stellenwert. […] 
Rund sechzig Studenten seien erschienen, sagte Politikwissenschaftler Lierl, etwa die Hälfte sei vorzeitig aus dem Raum gegangen. Es habe ihn und andere deutsche Doktoranden geärgert, dass die YIRA Guttenbergs Plagiatsaffäre unerwähnt gelassen habe, als sie den Vortrag ankündigte. […]   Guttenberg lebt im US-Bundesstaat Connecticut und ist als "angesehener Staatsmann" bei einem Think-Tank, dem Center for Strategic and International Studies (CSIS), engagiert.
(Heike Sonnberger 08.11.12)