Donnerstag, 13. Februar 2014

MM bettelt um Aufmerksamkeit.


In meiner Küche hängt zwischen einigen anderen Hamburgensien ein hübsch gerahmter Sinnspruch:

„Gaanich um kümmern!“

Das ist eine knackige hanseatische Abkürzung des weltberühmten „Serenity Prayer.“
Manchmal fällt es aber verdammt schwer sich nicht emotional zu kümmern.

Zur im doppelten Sinne vorgestrigen und letztendlich völlig belanglosen Maischberger-Sendung über verängstigte Homophobe, meldete sich einer in diesem Blog meistgehassten Dummbeutel zu Wort:
Matthias Matussek. Er ist gewalttätig, diskriminierend, überheblich und schreibt schlecht.
 In seinem Meinungsartikel „Ich bin wohl homophob. Und das ist auch gut so“ (extra nicht verlinkt!) triggert der Möchtegern-Intellektuelle recht erfolgreich die Anständigen dieser Republik.
Das muß man MM lassen; die Widerlichkeit seines Charakters, seine überhebliche Sicht auf Minderheiten, sein kontinuierliches Einstreuen von Lügen und Fehlinformationen bringt tatsächlich meinen Cortisol- und Adrenalin-Spiegel auf Maximalwerte.
Selbst als völlig Gewaltfreier verspüre ich den Drang den Mann zu schlagen.
Solche Gefühle auszulösen gelingt nicht jedem.

Kleine Kostproben

1.)
 Sie war schon im Vorfeld der Sendung auf einschlägigen Seiten wie queer.de als "Homo-Hasserin" enttarnt worden. Ihr Verbrechen? Sie propagiert die Familie, für die in unserer Gesellschaft sehr wenig getan wird.
(MM über die bornierte Maischberger-Gästin Birgit Kelle, 12.02.14)

Eine glatte Lüge des homophoben MMs.

Deutschland gibt etwa 200 Milliarden Euro für Familienpolitik aus. Das Geld versickert in einem Dickicht von Leistungen, über deren Sinn und Unsinn sich streiten lässt.
Mehr als 160 verschiedene Maßnahmen werden für Familien bezahlt. Dazu gehören nicht nur Krippenplätze und Elterngeld, sondern auch Leistungen wie das Waisengeld und Erziehungshilfen. Darüber hinaus gibt es diverse Zuschläge, die kaum jemand kennt und versteht.

Überhaupt staune ich über die Matusseksche Exklusion der Homosexuellen aus der „Familie.“ Er befördert sie in einen aseptischen verwandtschaftsfreien Raum, in dem sie für immer bindungslos und sinnlos existieren.
Als ob Lesben und Schwule nicht aus Familien stammten, als ob sie keine Familien hätten. Es müßte MM vielleicht einmal erklärt werden, daß auch Lesben Eltern und Großeltern haben, daß auch Schwule Geschwister und Cousinen haben. Daß viele von ihnen auch Kinder haben.

2.)
"Tolerieren Sie nur, oder akzeptieren Sie?" fragte sie immer wieder. Sie zielte ab auf eine innere Bejahung, auf den umerzogenen NEUEN MENSCHEN.
(MM über Maischberger-Fragen an die Gästin Birgit Kelle, 12.02.14)

Eine typische irre Phantasie des Religioten. Niemand, schon gar nicht die grünrote Stuttgarter Landesregierung versucht irgendwen umzuerziehen.
Im Gegenteil; zuvor hatten in der TV-Diskussion Spahn, Jones und Lind ausdrücklich betont, daß man niemanden schwul machen könne. Genau wie man niemanden zur Heterosexualität umerziehen könne. Das sei schlicht unmöglich.
Es gehe lediglich darum „nicht traditionelle“ Familienformen nicht mehr zu diskriminieren.

3.)
Was für ein Eiertanz um die einfache Tatsache, dass die schwule Liebe selbstverständlich eine defizitäre ist, weil sie ohne Kinder bleibt. Der Philosoph Robert Spaemann hatte es in einem Interview mit der "Welt" so ausgeführt: "Das Natürliche ist auch moralisches Maß für die Beurteilung von Defekten. Nehmen Sie die Homosexualität: Die Abwesenheit der sexuellen Anziehungskraft des anderen Geschlechts, auf dem die Fortexistenz der menschlichen Gattung beruht, ist ein solcher Defekt. Aristoteles nennt das einen Fehler der Natur. Ich sage, es ist einfach ein unvollständig ausgestattetes Wesen, wenn es über die Dinge nicht verfügt, die zu einem normalen Überleben gehören."
(MM 12.02.14)

Tja, viel erbärmlicher geht es nicht. Ausgerechnet den ultrareligotischen  Hardcore-Lügner Spaemann als Kronzeugen zu holen, zeugt von echter Verzweiflung.

Man soll sich ja nicht über Behinderte lustig machen. 
Also auch nicht über Geronten, bei denen die Altersdemenz schon voll zugeschlagen hat. 
Der Christ des Tages Nr. 64 wurde im Jahr 1927 geboren, genießt also eigentlich schon Opi-Schutz. Allerdings hat er auch bereits in jungen Jahren mit Doofheit brilliert und somit kann ich Robert Spaemann tatsächlich heute „würdigen“.
Er ist Philosoph und hatte Lehrstühle in Stuttgart (bis 1968), Heidelberg (bis 1972) und München inne.
Spaemann ist katholisch. Und zwar nicht zu knapp.
Hans Küngs planetaren Erfolg mit dem „Projekt Weltethos“ bei dem oberhalb der religiösen Strömungen weltweit verbindliche Ethik-Standards formuliert werden, treibt Spaemann zur Weißglut. Alles außer Katholizismus darf nicht sein.
Als Philosoph agitiert er auch gegen humanistischen Anliegen wie Sterbehilfe oder straffreien Schwangerschaftsabbruch.
Ähnlich wie beim Maischberger-Will-Möbelstück Arnulf Baring gilt auch bei Robert Spaemann „Je älter, desto weiter rechts“. 
Er kämpft beispielsweise für das Kreuz.net-Partnerblatt „Junge Freiheit“.
So viel erzkonservativer Irrsinn hat Spaemann einen neuen Freund beschert. Der Papst schätzt seinen Rat so sehr, daß er ihn im September 2006 privat nach Castel Gandolfo einlud.
Gerne beschäftigt sich Spaemann mit Gottesbeweisen. 
An Gott zu glauben ist für ihn ein Resultat der Vernunft. Agnostizismus hingegen lehnt er radikal ab.
 Kein Wunder, daß er sich mit Ratzi so gut versteht und die Ehrendoktorwürde der Opus-Dei-Universität Navarra in Pamplona erhielt. [….]

MM tut weh.
Indem ich dies schreibe, bin ich ihm schon wieder auf den Leim gegangen.
Tatsächlich ist Matussek ohnehin ein Gescheiterter, der selbst beim mehr und mehr boulevardesken SPIEGEL nicht mehr zu ertragen war und deswegen zur rechten Resterampe „WELT“ wechseln mußte.
Dort schreibt er nun zusammen mit H.M. Broder exklusiv für Springers konservativstes Blatt die Spalten voll.
Die WELT ist also nicht nur seit Jahrzehnten chronisch defizitär im finanziellen Sinne, sondern nun auch noch offiziell intellektuell defizitär.
Der einst geschätzte SPIEGEL-Kulturchef Matussek ist nun bloß noch einer von „Springers nützlichen Idioten“.
Statt aber sein verdientes Nischendasein unter Ausschluß der Öffentlichkeit zu führen, bettelt MM lieber um einen Shitstorm, den er von der Empörungsmaschinerie Internet auch sofort geliefert bekommt.
Die WELT wird sehr dankbar über die PR sein. MM hat sich bezahlt gemacht.
Sogar die Welt selbst läßt eine homofreundliche Gegenrede veröffentlichen und profitiert damit doppelt vom MM-Hype.

Ach Gottchen, der Matussek [….] bettelt geradezu um den dazugehörigen Shitstorm. Und er bekommt ihn zuverlässig geliefert.
“Mittlerweile hat Homophobie dem Antisemitismus als schlimmste ideologische Sünde den Rang streitig gemacht.” So steht es in Matusseks Text obendrüber. Provokation mit der Brechstange. Nicht bloß, dass er sich mit seinen üblichen reaktionären Standard-Argumenten aufmunitioniert hat – jetzt packt er auch gleich noch den Antisemitismus oben drauf.
Schaut her, scheint Matussek zu rufen, ich bin politisch furchtbar unkorrekt und gegen den Mainstream-Strich gebürstet. Ein echter Kerl. Eben noch Ex-Kollegen beleidigt, jetzt schon als Meinungs-Söldner bei der Welt die Büchse gespannt und den Schnellschuss abgefeuert. Matussek liefert und er bekommt geliefert – den bestellten Shitstorm nämlich. Karin Göring-Eckardt, Stefan Niggemeier, Spiegel-Mann Markus Grill und viele, viele andere tun Matussek den Gefallen, sein wirres Geschreibsel zu geißeln. […]

Auch der "Welt" wird bewusst gewesen sein, was ein derartiger Meinungsbeitrag für Reaktionen hervorrufen kann - die Artikel von Henryk M. Broder sind schließlich auch immer für einen Sturm der Entrüstung gut. Und Aufmerksamkeit bedeutet bekanntlich Klicks: Unter den meistgelesenen Artikeln auf der "Welt"-Homepage stehts Matusseks Beitrag derzeit ganz oben. Und: Offensichtlich provoziert der Text nicht nur Widerspruch. Das Social Plug-In auf bei Welt Online weist aktuell über 11.000 Empfehlungen für den Artikel aus.

Es ist mir lieber wenn einer zugibt, dass er homophob ist statt zu sagen "ich habe nichts gegen Schwule, aber.... Es ist mir auch lieber, dass einer sagt: das und das passt mir am Islam nicht statt zu sagen: ich habe nichts gegen Muslime, aber!
Und Matussek will übrigens nur spielen. Also bitte eure Empörung für etwas Ernstes sparen!
(Hamed Abdel-Samad auf Facebook 13.02.14)

“Will nur spielen” halte ich angesichts der MM’schen Perfidie für sehr euphemistisch.
Aber es ist ärgerlich, daß so viele Internetschreiberlinge – inklusive mir – darauf anspringen.
Man sollte MM bei der nächsten Aktion kollektiv ignorieren.
Das wäre die wohl größte Strafe für den aufmerksamkeitssüchtigen Katholoproleten.