Donnerstag, 11. Mai 2017

Und das noch zur Causa Comey.



Während tout Washington in heller Aufregung wegen der Entlassung des FBI-Direktors ist, den Trump damit ganz offensichtlich davon abhalten wollte weiter zu untersuchen wie Trump und sein Team mit Russland verstrickt sind, trifft sich Moral Midget im Oval Office mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow und dem russischen Botschafter Sergej Kisljak, der die zentrale Figur im „Russian Ties“-Skandal ist.
Die drei Männer waren bester Laune, aber verständlicherweise wollte Trump ungern Bilder des tollen Trios ausgerechnet an dem Tag in der Presse sehen. Daher wurden die Medien ausgeschlossen.
Nur die Hausfotografen des Kreml waren anwesend.
Willkommen im „land oft he free“; während das FBI die Verbindungen Trumps nach Russland untersucht, werden amerikanische Journalisten vom Weißen Haus ausgeschlossen. Lediglich die Kreml-Leute dürfen im Zentrum der US-Macht Bilder machen.

Trumps Administration war offensichtlich dieses neumodische Dings, das Internet, nicht bekannt. Daher dachte wohl niemand, daß in Russland verbreitete Bilder des Treffens in Windeseile auch in den US-Medien auftauchen  könnten.
War ahnt schon sowas?

Kein amerikanischer Journalist, der gestern nicht an Nixon erinnert hätte; war doch die Entlassung des Chefermittlers des Untersuchungsausschusses zum Watergate-Skandal, Archibald Cox, damals das Ende der republikanischen Präsidenten. 
(Saturday Night Massacre).

Für den Fall, daß auch nur ein einziger Medienvertreter diese für Trump extrem peinliche Parallele nicht öffentlich breittritt, lud Trump außerdem Nixons Chefberater und späteren Außenminister Henry Kissinger ins Weiße Haus.

Kann man sich nicht ausdenken.

[….] But it wasn't Lavrov they found sitting with the president! It was Henry Kissinger, best known for his role as Secretary of State to President Richard Nixon.
Reporters asked Trump about the firing of FBI Director James Comey. Trump responded, briefly, that Comey was simply "not doing a good job." It was apparently lost on Trump that the last 16 hours had been dominated by comparisons between Nixon's "Saturday Night Massacre" -- where he jettisoned the independent counsel investigating Watergate -- and Trump's decision to part ways with Comey. Either that or Trump was pulling the greatest troll move ever by having Kissinger there when he took his first questions from reporters about the Comey firing. (I'm not ready to rule that option out.) […..]

Ein Präsident mit einem höheren IQ als Zimmertemperatur würde wissen, daß so ein Verhalten weltweit enorme Wellen schlägt, hätte sich eine gute Begründung für Comeys Rausschmiss überlegt und auch gleich einen Nachfolger präsentiert.
Trump Fans verweisen nun immer noch darauf, daß seine Administration so jung und unerfahren sei. Als ob nicht auch jede Hausfrau auf der Straße voraussehen könnte was für einen Wirbel es macht, wenn ein US-Präsident den just gegen ihn ermittelnden FBI-Chef feuert.

Trumps Presseabteilung war völlig unvorbereitet, so daß sich Sean Spicer in einem Busch versteckte. Wie üblich im Irren-Quartett aus Conway, Kushner, Bannon und Priebus gab das Weiße Haus in den folgenden 24 Stunden sich munter widersprechende Erklärungen heraus.
Bannon flog erst, weil Trump so großes Mitleid mit der armen Hillary Clinton hatte, dann weil er in einer Anhörung versehentlich eine falsche Zahlenangabe zu Huma Abedins Mails abgab, mal sollte es Unzufriedenheit im FBI selbst gewesen sein, zwischenzeitlich war es auch mal die Abberufungsempfehlung des stellvertretenden Justizministers Deputy Attorney General Rod Rosenstein und schließlich befand Trump, Comey mache einfach generell „a bad job“. Nur der wahre Grund; die Russland-Untersuchung; wurde nie genannt.


Frankly, I knew he is going to be crooked, I didn’t know he’ll be stupid.
(Paul Begala on Trump 10.05.2017)

Formell gekündigt wurde James Comey übrigens von Justizminister Jeff Sessions, der bei seiner Senatsanhörung log und ein Treffen mit dem russischen Botschafter Sergej Kisljak verschwieg. Er ist selbst so schwer in den Russland-Skandal verstrickt, daß er sich offiziell für befangen erklärte und insofern Comey gar nicht anrühren dürfte.

[….] Jeff Sessions and the Justice Department are helping Trump lie [….] And when, briefly, concerns about Sessions’s own ties to Russia threatened to distract from that — when Sessions’s independence on the question of open investigations of the president and his allies was examined — Sessions quickly resolved those questions by recusing himself from the Russia investigation. It was the act of someone who wasn’t primarily in his role to defend the president. [….]

Tollpatsch Trump, der in den Ministerien bis heue tausende Stellen nicht besetzt hat, so daß Tillerson und Co gar nicht richtig arbeiten können, präsentierte natürlich auch keinen Comey-Nachfolger.

Es rückte also dessen Stellvertreter nach, der sofort an die Presse ging und ebenfalls Trump der Lüge bezichtigte.

[….] Die Entlassung von FBI-Chef James Comey kam für viele überraschend - vor allem für die Behörde selbst. Nun sorgt eine Aussage des vorübergehenden Direktors für Aufregung: Die überwiegende Mehrheit der Mitarbeiter habe eine positive Beziehung zu Comey gehabt, sagte Andrew McCabe vor dem Geheimdienstausschuss des US-Senats. Er habe große Unterstützung genossen. Die Aussage steht damit im Gegensatz zu Gründen, die Donald Trump für den Rauswurf angeführt hat.
Der US-Präsident hatte gesagt, Comey habe die Unterstützung in der Behörde verloren und zudem schlechte Arbeit abgeliefert. [….]

Trump, der offenbar immer noch nicht die Job-Beschreibung gelesen hat und gar nicht weiß, daß er als Präsident das Beste für sein Land tun soll und nicht alles nach seinem persönlichen Wohl ausrichten soll, hat sich in den letzten beiden Tagen gründlich in die Grütze geritten.
Nun weiß jeder, daß dem Orangen oft die Hutschnur platzt und er dann in „Weißglut“ ausrastet.

[….] A longtime friend who talked to the President over the weekend described him as "white hot," a mood that set the table for Comey's firing.
[….] Several people familiar with the decision say the President grew increasingly frustrated at Comey after his congressional hearing last Wednesday when he testified that he was "mildly nauseous" over the idea that he helped sway the election. Even the health care victory in the House one day later couldn't take his mind off Comey, two people close to Trump said.
"He wouldn't hear it (that he should be encouraged)," the friend said. "It's Russia. Russia. Trump and Russia." The President complained, with expletives, about Comey's "mildly nauseous" answer and said his answer when pressed on leaks convinced the President he was far less concerned about the leaks than Trump thought he should be. [….]

Dumm wie Bohnenstroh und "white hot stewed over Comey's fate“ – wer würde sich so einen nicht als Hüter der Atomcodes und Oberbefehlshaber der größten Militärmacht der Welt wünschen?
Für jeden auch nur halbwegs anständigen Politiker wäre nun Schadensbegrenzung angesagt.
Nicht so bei Trump. Er gibt sich Mühe durch Zetern und Pöbeln den miserablen Eindruck seiner Performance noch deutlich zu verschlechtern.

Kann man sich nicht ausdenken.

[….] Trump tritt nach
Das Echo auf den Rauswurf des FBI-Chefs James Comey ist verheerend für US-Präsident Donald Trump. Der attackiert den Geschassten nun persönlich. US-Präsident Donald Trump hat sich in einem Interview nochmals zur Entlassung des FBI-Direktors James Comey geäußert. Trump beschimpfte Comey: "Er ist ein Blender, ein Angeber, das FBI war unter ihm in Aufruhr. Jeder weiß das."
[….] Außerdem soll Comey vorige Woche um eine "bedeutende Aufstockung von Geld und Personal" gebeten haben, um das Russland-Verfahren auszuweiten. Der Adressat war Vizejustizminister Rod Rosenstein - ausgerechnet der Mann, der Trump am Dienstag Comeys Entlassung empfahl. [….]