Sonntag, 28. Mai 2017

Drauf hauen.



Ging ja schnell, ich bin auch schon Schulz-überfüttert. Dabei sind sich doch die Kommentatoren relativ einig, daß seine Medien-Abstinenz das Loser-Triple bei den Landtagswahlen verursacht hat.

Mir ist es ein Rätsel wie so ein belesener Mann eine derart öde Sprache an den Tag legt.
Die Heute Show schnitt seine Kommentare zu den verlorenen Landtagswahlen zusammen – eine einzige Abfolge von Sportmetaphern.
Ist das nicht ein bißchen sehr billig, um sich beim leicht minderbemittelten Wähler einzuschleimen?
Mal abgesehen davon, daß es auch Menschen (wie mich) gibt, die sich nicht für Fußball interessieren, müßte es doch auch Fußball-Freunde geben, die begreifen, daß Politik etwas anderen Regeln als ein Bundesligaspiel unterliegt.

Fast noch schlimmer ist der Terminus „die hart arbeitenden Menschen“, den Schulz in Endlos-Wiederholung auftischt, um sein Gerechtigkeitsthema zu pushen.
Für meinen Geschmack spricht das etwas sehr platt die Neidinstinkte des deutschen Michels an, der natürlich immer findet, er komme zu kurz und andere hätten mehr. Zum anderen ist es eine seltsam altmodische Formulierung. Als ob nur alle hart arbeiten müßten und dann lösten sich die Probleme in Luft auf.
Und was ist eigentlich mit den Millionen Menschen, die eben nicht hart arbeiten können, weil sie krank sind, unter psychischen Problemen leiden, Pflegefälle sind oder aber zu alt zum Arbeiten sind?

Was ist das eigentlich für eine sozi-mäßige Selbstverzwergung?
Weil wir die SPD sind, können wir nur soziale Gerechtigkeit und überlassen die große Außenpolitik der Union?
Merkel gilt als die Gipfel-Königin weltweit, weil sie schon länger als alle anderen Regierungschefs bei den Dingern mitmacht und es durch ihre Vagheit und Ziellosigkeit erreichte irgendwie mit allen ganz gut auszukommen.

Sie ist aber nicht die große Gipfel-Politikerin, weil sie dabei irgendetwas erreicht hätte. Im Gegenteil. Ihr konsequentes Umschiffen der Probleme, das ständige Ausweichen und Nichtfestlegen hat die Welt doch offensichtlich in den 12 Jahren ihrer Regierungszeit oredentlich in die Scheiße geritten.
Es gab hunderte NATO-, EU, G7-, G8-, G20- und sonstige große internationale Summits mit Merkel, Dutzende unter ihrem Vorsitz.
Im Ergebnis haben wir mehr Kriege, mehr Flüchtlinge, mehr Terror, mehr Hunger, mehr Bürgerkrieg, mehr Krise, mehr Klimakatastrophe, mehr Rüstung, mehr EU-Probleme, mehr Rechtsradikalismus, mehr Europafeindlichkeit.

Merkels Lavieren auf internationaler Ebene funktioniert gar nicht.
Die EU fällt fast schon auseinander wegen Merkels Austerität-Diktates.
Merkel ließ lahm den Brexit geschehen, ließ Recep Tayyip Erdoğan immer mehr auftrumpfen und ergibt sich nun auch devot dem Trumpschen Unsinn aus Washington.

Huhu, Deutschland ist so ungerecht. Stimmt zwar, ist aber nur ein mittelguter SPD-Wahlslogan, wenn die SPD in 15 der letzten 19 Jahre den Bundessozialminister gestellt hat.
Ich wünsche mir eine SPD, die sich pointiert der Scharfmacherei de Maizières entgegenstellt, die keine Grausamkeiten wider die Flüchtlinge toleriert, die frontal die Versäumnisse bei der Bundeswehrreform angeht, die Deutschlands krasses Versagen in der Entwicklungspolitik anprangert, die für eine andere Europapolitik steht und Merkel auf internationaler Bühne kritisiert.

Ganz zarte Anfänge gibt es.

 […..] Ist das noch Außenpolitik - oder schon Wahlkampf? Die SPD hält Angela Merkels Kurs gegenüber Donald Trump für fehlgeschlagen. Die CDU kontert. […..] Die Außen- und Europapolitik wird auch zu einem Thema im Bundestagswahlkampf. Vor allem die SPD glaubt, sich gegenüber Merkel abgrenzen zu können, insbesondere mit Blick auf ihre Politik gegenüber Trump.
Nach ihrem Auftritt bei der CSU in München sagt der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Niels Annen, zum SPIEGEL: "Merkels Erkenntnis kommt spät und ist auch ein Eingeständnis, dass ihre Strategie, Trump zu umarmen, gescheitert ist." Jetzt müsse sich erweisen, ob "ihrer Rede auch Taten folgen".
Bereits nach dem Wahlsieg Macrons hatte Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) den außenpolitischen Wahlkampf verstärkt. Er legte sogar ein eigenes Konzept vor, in dem er dafür plädiert, an der Seite des Franzosen die Eurozone und die EU zu vertiefen. Seit Wochen intoniert auch er - ähnlich wie Merkel - die Botschaft, dass die EU-Mitgliedstaaten zusammenhalten müssten, "wenn wir ernst genommen werden wollen - nicht nur in Moskau, sondern auch in Washington und Peking".
[…..] Nun sagt SPD-Außenpolitiker Annen: "Fehler wie ihre Zugeständnisse an Trump beim 2-Prozent-Aufrüstungsziel dürfen sich nicht wiederholen."
Die SPD sucht nach Sollbruchsstellen, bei denen sie Merkel stellen kann.
[…..]

Wäre halt ganz gut, wenn Martin Schulz das auch begriffe und nicht weiter die außenpolitische Flanke offen ließe.