Donnerstag, 8. Februar 2018

Moderne Diktatur



Wen erfasst nicht diese gruselige, schuldbewusste Faszination wenn man Dokumentationen über Nordkorea sieht.
Es ist alles so unfassbar fremd; es scheint gar keine Individualität zu geben. Gleichaussehende und emotionslose Menschen, die in ihrer Gleichförmigkeit eher an einen Insektenstaat erinnern.
So jedenfalls die Bilder, die man sehen darf. Die aufmüpfigen Nordkoreaner schmoren in Arbeitslagern, von denen es keine Bilder gibt.
In seltsamen Gegensatz zum uniformierten und nivellierten Volk die lachende Termitenkönigin Kim Jong Un mit poppiger Uppercut-Frisur und einem Körperumfang, der mindestens drei gewöhnlichen Koreanern entspricht.
Auch wenn ich alles Militärische maximal verabscheue, kann ich mir eine gewisse Bewunderung für die unfassbare Präzision der Phalli-Paraden, die Kim Jong Un heute wieder einmal zeigt, nicht entziehen.
Wie machen die das bloß?


Für alle Diktatoren mit Minderwertigkeitskomplex ist so eine gigantische Militärparade die ultimative Kompensation.
Eine gewaltige Waffen-Masturbation in Kombination mit Egotrip – „seht her, über all das befehlige allein ich!“

Insbesondere Diktatoren, deren eigentliche Stärke sehr in Frage steht, weil andere Länder bessere Waffen haben, wirtschaftlich erfolgreicher oder in anderer Hinsicht offensichtlich überlegen sind, haben es nötig mit ihrer Waffen-Quantität zu prahlen.

Natürlich zeigte die späte Sowjetunion gerne, daß sie eine militärische Supermacht war; denn auf allen anderen Gebieten war sie bekanntlich nicht so „super“.
Nur zu folgerichtig, wenn sich der von der westlichen Staatengemeinschaft geschnittene russische Präsident auch wieder dieser Methode bedient.
Sehr alle her; ich habe immer noch den Größten!


Psychologisch betrachtet ist diese Waffen-Show wenig komplex, sondern entspricht einfach dem Bedürfnis des Herrschers sich vor der Weltöffentlichkeit als stärkster Macker von allen zu präsentieren.


Wenn es um primitives Prahlen und Schwanzvergleiche geht, kann natürlich einer nicht fehlen – Donald Trump.
Er ist unzufrieden, daß andere Diktatoren sich in ihren gewaltigen Waffenparaden sonnen, während er, der die meisten Waffen besitzt, sie nicht öffentlich zeigt.
Die USA kennt zwar Siegesparaden, wenn Truppenteile von gewonnenen Kriegen heimkommen, aber jährliche Protzshows zur Ego-Stärkung des Präsidenten sind in so einem demokratischen Checks-and-balance-Land unbekannt.
Trump gefällt das gar nicht.

[…..] US-Präsident Donald Trump will die Stärke seines Landes nun auch mit einer Militärparade demonstrieren. Er beauftragte das Pentagon mit der Planung einer Parade, wie seine Sprecherin Sarah Sanders mitteilte. Trump sei ein großer Unterstützer der Streitkräfte.
Er habe das Verteidigungsministerium deswegen gebeten, die Möglichkeit einer Feierlichkeit zu prüfen, bei der alle Amerikaner ihre Wertschätzung zum Ausdruck bringen könnten, sagte Sanders.
Die letzte große Militärparade in Washington liegt mehr als 25 Jahre zurück. Am 8. Juni 1991 feierten die USA unter Präsident George H.W. Bush die Befreiung Kuwaits und den Sieg über den irakischen Machthaber Saddam Hussein. [….]
(HH Abla, 08.02.18)


Ich staune weniger darüber wie extrem simpel Trump gestrickt ist. Erstaunlich ist aber schon, daß es niemand in seiner Umgebung schafft ihn davon abzuhalten seine eigene Primitivität und Peinlichkeit so exzessiv der Welt zu präsentieren.

[….] Trump is no Adolf Hitler, and it does a disservice to the victims of Nazism to suggest a comparison. He is more of a budding Benito Mussolini, Juan Perón or Hugo Chávez: a garden-variety strongman, not uniquely evil. And if Trump ruled in Italy in the 1920s, Argentina in the 1950s or Venezuela in the 2000s, he would undoubtedly be a dictator by now. But he doesn’t. Trump is the president of one of the oldest and most stable constitutional republics on the planet. [….] How much worse might the damage become if Trump stays in power for another three or even, heaven help us, seven years?
That is why it is so disgraceful that so many Republicans are actively abetting Trump’s attempts to obstruct justice by undermining the credibility of the FBI and the Justice Department. In the republic’s hour of peril, most Republicans are either cheering the assault on democratic norms or pretending it doesn’t exist. [….]


Kann man noch peinlicher als Trump sein?
Schwer vorstellbar.